2.   Aufbruch ins neue Jahrhundert

 

1900

 

02/1900 - Der Amerikaner Milton Hershey ist der erste, der ein Automobil für Werbung einsetzt. Er malt seine Marke PA Hershey mit Lack auf sein Auto. Seine Firma ist die Hershey Chocolate Company und befindet sich in der nach ihrem Gründer benannten Stadt Hershey.  Die Hershey Company ist noch heute einer der größten Schokoladenhersteller weltweit.

 

08.02.1900 - In Berlin wird die Allgemeine Automobilgesellschaft Berlin GmbH eingetragen. Noch im gleichen Jahr beginnt die Produktion von Automobilen. Neben einem eigenen Automobil vertreibt die AAG auch motorisierte Dreiräder und Elektrowagen von anderen Herstellern. Doch bereits 1901 endet die Produktion. Die AAG wird von der Allgemeinen Electricitäts-Gesellschaft übernommen, die auf der Basis der AAG die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG) gründet. Das einzige Automobilmodell der AAG wird von Georg Klingenberg konstruiert und wird auch Klingenberg-Modell genannt. Der Kleinwagen besitzt einen Einzylindermotor mit einer Leistung von 5 PS, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 35 km/h angegeben. Auch das erste Modell der NAG basiert auf diesem Fahrzeug.

 

03/1900 - Auffahrt von sieben Motorwagen der 1896 gegründeten Fahrzeugfabrik Eisenach hoch zur Wartburg zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der Wartburg-Motorwagen. Um schnell Automobile bauen zu können, hat Anteilseigner Heinrich Ehrhardt die Alleinlizenz zum Bau einer französischen Voiturette vom Typ Decauville Voiturette erworben. Bis ca., 1903 werden rund 250 Wartburg-Motorwagen in Eisenach produziert und verkauft. Angetrieben werden die Fahrzeuge zunächst von einem luftgekühlten Viertaktmotor mit 3,5 PS, die zweite Version hat einen wassergekühlten Motor mit 5 PS bzw. 8 PS in der Rennversion. Die Zweizylindermotoren haben 764 ccm Hubraum. Es gibt einen Tourenwagen in Luxusausführung und einen Promenadenwagen mit Verdeck, der speziell für Frauen gedacht ist.

 

06.03.1900 - Im Alter von 65 Jahren stirbt der Ingenieur, Konstrukteur und Industrielle Gottlieb Daimler in Canstatt bei Stuttgart. Nach Realschule und Ausbildung zum Büchsenmacher arbeitet er zunächst in einem elsässischen Maschinenbau-Unternehmen. 1857 beginnt er ein Studium an der Polytechnischen Universität in Stuttgart. 1965 wird ihm die Leitung der Bruderhaus-Maschinenfabrik in Reutlingen übertragen. Dort trifft er auf Wilhelm Maybach. Vier Jahre später übernimmt Daimler den Vorstand der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft, Maybach folgt ihm als technischer Zeichner. Weitere drei Jahre später wechseln beide zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo ihm Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten überträgt. Hier bringt Maybach unter Daimlers Leitung einen von Otto entwickelten Viertaktmotor zur Serienreife. 1975 meldet Daimler einen verbesserten Gasmotor in den USA zum Patent an.  1882 verlässt Daimler Deutz und gründet in Canstatt eine Versuchswerkstatt. Ein Jahr später meldet er mit dem bei ihm angestellten Maybach einen gemeinsam entwickelten, revolutionär verbesserten Einzylinderviertaktmotor ab. Am 03.04.1985 erhält Daimler das Reichspatent Nr. 34926 auf seine Kraftmaschine, die als Standuhr in die Technikgeschichte eingeht. 1855 konstruieren Daimler und Maybach den Reitwagen, das erste Motorrad mit Ottomotor. Im Oktober 1886 bauen sie den Motor der Standuhr in eine Kutsche ein – der erste Daimler-Wagen (1 ½ PS). Es folgen der Einbau eines Motors in eine Straßenbahn und eine Draisine (mit Zweizylinder-V-Motor). 1889 wird ein von Maybach konstruierter Motorwagen auf der Pariser Weltausstellung präsentiert: Das „Motor-Quadicycle“, das erste von Daimler und Maybach komplett eigenständige Fahrzeug mit einer Leistung von 1,5 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h. In einer neuen Fabrik entsteht das erste Luftschiff, ein Gasballon mit Motor. 1890 gründet Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft, aus der Daimler 1893 nach einem Streit mit Mitgesellschafter Lorenz austritt. Ein Jahr zuvor hatte er mit Maybach den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt. 1894/95 wird nach dem Einstieg des britischen Industriellen Simms Daimler wieder Anteilseigner und Vorsitzender des Aufsichtsrats der DMG.  1899 lässt er von Maybach einen Rennwagen bauen, der nach der Tochter des österreichischen Kaufmans und Industriellen Jellinek „Mercedes“ genannt wird. 1900 stirbt Gottlieb Daimler. 1926 wird die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Ben & Cie. Von Carl Benz zur Daimler-Benz AG verschmolzen.

 

08.04.1900 - In Pforzheim wird der spätere Automobilrennfahrer und Kaufmann Adolf Rosenberger geboren. In den 20er Jahren tritt er als Privatfahrer mit legendären Rennwagen wie dem Benz-Tropfenwagen und dem Mercedes-Benz SSK an und zählt mit 23 Jahren zu den erfolgreichsten Rennfahrern Europas. Er gewinnt u.a. das Stuttgarter Solitude-Rennen, den Kasseler Herkules-Bergpreis (1925-1927) und das Klausenrennen, es galt als schwierigstes Bergrennen jener Zeit. 1926 kommt es beim Großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS zu einem tragischen Unfall. Bei einem Überholversuch verliert Rosenberger die Kontrolle über sein Fahrzeug und rast in das Zeitnehmerhäuschen. Rosenberger und sein Beifahrer überleben verletzt, jedoch werden zwei Studenten im Zeitnehmerhäuschen und der Schildermaler an der Rundentafel tödlich verletzt. Als Freund von Ferdinand Porsche wird Rosenberger 1930 als Mitbegründer Teilhaber und kaufmännischer Direktor der Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Seine Erfahrungen mit dem mit einem Mittelmotor ausgestatteten Ben-Tropfenwagen fließen in die Porsche-Entwicklung des Auto-Union-Rennwagens ein. Am 30.01.1933 scheidet er – angeblich - als Geschäftsführer aufgrund einer unzureichenden Ertragslage aus, kann für seine Nachfolge Hans von Veyder-Malberg gewinnen, einen österreichischen Automobilpionier. Am 30.07.1935 tritt er seine zehnprozentigen Gesellschafteranteile der Porsche GmbH zum Nominalwert an Ferry Porsche ab. Dokumente aus seiner Hinterlassenschaft belegen jedoch eine andere Sichtweise. An seine Anwälte schrieb er nach dem Zweiten Weltkrieg: „Es wurde mir vorgehalten, dass ein Wimpel… als judenreiner Betrieb nicht gegeben würde, solange ich Geschäftsführer bin. (…) Ich unterstelle den Herren Porsche und Piech zumindest keinen persönlichen Antisemitismus. Wie jedoch bereits geschildert, haben sie sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig los zu werden.“ 1935 wird Adolf Rosenberger als Jude wegen „Rassenschande“ verhaftet und wenige Tage später in das Konzentrationslager Kislau eingewiesen. Vier Tage später wird er entlassen. Im November 1935 verlegt er seinen Hauptwohnsitz nach Paris, 1938 emigriert er in die USA, ändert seinen Namen auf Alan Arthur Robert und baut sich in Kalifornien eine neue Existenz auf. Nach dem Krieg einigt er sich mit Porsche auf eine Abfindung in Höhe von 50.000 Mark und ein Auto für die Wegnahme seiner Anteile zum Nominalwert und des Gesellschafterdarlehens in Höhe von 80.000 Reichsmark. Adolf Rosenberger bzw. Alan Arthur Robert stirbt im Jahr 1967. Seine Urne sowie die seiner Frau sind auf dem jüdischen Friedhof in New York beigesetzt.

 

14.04.1900 – Andrew L. Riker nimmt mit einem seiner Elektroautos am ersten 50-Meilen Straßenrennen teil, das in den USA abgehalten wird. Das Rennen verläuft auf der Merrick Road auf Long Island von Springfield nach Babylon, dort Wendepunkt beim Sherman House und wieder zurück nach Springfield, Ecke Merrick Road/Springfield Avenue. Von den 15 Teilnehmern erreichen neun das Ziel. Außer Rikers Elektroauto sind es alles Dampfwagen oder Benziner. Riker gewinnt das Rennen mit einer Zeit von 2 Stunden, 3 Minuten und 30 Sekunden. Der zweite Sieger S.T. Davis jr. benötigt 2 Stunden 18 Minuten und 27 Sekunden, der dritte Sieger, Alexander Fischer, benötigte 2 Stunden, 30 Minuten und 1 Sekunde.

 

21.-24.04.1900 – Der Salone dell‘automobile di Torino (Turiner Autosalon) findet erstmals statt. Veranstaltungsort ist der Palazzina delle Belle Arto in Valentino in Turin. Auf einer Ausstellungsfläche von 800 qm nehmen 25 Aussteller aus Italien, Frankreich und Deutschland teil. 2.000 Besucher schauen sich die Messe trotz des hohen Eintrittspreises von 20 Lira-Cent an. Unter den elf nationalen Ausstellern sind Carcano, Ceirano, Orio-Marchand, Prinetti Stucchi und die neue Firma Fiat.

 

23.04.1900 - Mehr als 60 pferdelose Kutschen verlassen London und holpern auf alten Kutschstraßen Richtung Bristol. Von dort aus geht es weiter nach Edinburgh und wieder zurück in die britische Hauptstadt, Der "1000 Mile Trail" ist das erste Automobilrennen Großbritanniens, mehr noch eine Demonstration des Potentials des Automobils, Nach drei Wochen Schlamm, platten Reifen und Gefahren, unterbrochen von Champagnerfrühstücken und herzhaften Diners, erreichen bemerkenswerte 46 Teilnehmer das Ziel. Charles Royce, der spätere Mitbegründer von Rolls-Royce, fährt einen Panhard, der als bestes Automobil ausgezeichnet wird.

 

25.05.1900 - In Nürnberg wird der Allgemeine Schnauferl-Club e. V. (ASC). Derzeit hat der ASC etwa 1.500 Mitglieder und beschäftigt sich mit der Pflege und Tradition rund um Oldtimer-Fahrzeuge. Der ASC ist Mitbegründer und Mitglied des Oldtimer-Weltverbandes Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA).

 

14.06.1900 - Der Gordon Bennett Cup mit dem offiziellen Titel I Coupe Internationale wird am 14. Juni 1900 auf öffentlichen Straßen zwischen Paris und Lyon in Frankreich ausgetragen. Es ist der erste Preis, der für den Motorsport auf internationaler Ebene vergeben wird. Die 568,66 km lange Strecke startet in Paris und führt nach Südwesten bis nach Châteaudun. Die Route führt anschließend in südöstlicher Richtung über Orléans, Nevers und Roanne bis zum Ziel in Lyon. Den vier Nationen, die an den Start gehen wollen, wird jeweils eine Farbe zugewiesen, mit der die Autos ihrer Vertreter lackiert werden. Diese sind blau für Frankreich, gelb für Belgien, weiß für Deutschland und rot für die USA. Gewonnen wird das Rennen von Fernand Charron gewonnen. Auf einem Panhard vertritt er Frankreich. Als einziger weiterer Fahrer kommt Léonce Girardot ins Ziel, ebenfalls auf einem Panhard. Die drei anderen Fahrer, ein Franzose, ein Belgier und ein US-Amerikaner scheiden unterwegs aus. Bis dahin bestand der Automobilrennsport aus Rennen von Stadt zu Stadt, die von verschiedenen nationalen Automobilclubs organisiert wurden. Initiiert wird der Gordon Bennett Cup vom amerikanischen Millionär James Gordon Bennett Jr. mit der Absicht, die Automobilindustrie durch Sport international zu fördern. Zu den Grundsätzen des Wettbewerbs gehört, dass jedes Land auf drei Einsendungen beschränkt ist, dass das Rennen zur Ermittlung des Pokalsiegers zwischen 550 und 650 Kilometer und das Rennen jährlich zwischen dem 15. Mai und dem 15. August stattfinden soll.

 

07/1900 - Ab Köln-Ehrenfeld entsteht der erste Wagen (Modell 1") der von August Horch und Salli Herz im Jahr zuvor gegründeten Firma A. Horch & Cie. Im Januar 1901 wird das Automobil mit einer spektakulären, jedoch nicht ganz pannenfreien Jungfernfahrt in Köln vorgestellt. Eine Expansion des Betriebes stößt in dieser Zeit auf räumliche und finanzielle Grenzen und nach dem Einstieg weiterer Geschäftspartner verlegt Horch seine Firma im März 1901 nach Reichenbach im Voigtland und schon 1903 weiter nach Zwickau.

 

27.07.1900 - Ralph Roese wird im niederbergischen Mettmann geboren.  Nach einer Ausbildung zum Kaufmann im elterlichen Schlosserbetrieb zieht er nach Düsseldorf. Schon früh gilt seine Leidenschaft dem Motorsport. In den 20er Jahren beginnt seine Karriere zunächst auf BMW-Motorrädern, später in Sportwagen der Bayerischen Motorenwerke. 1931 und 1932 wird er jeweils Deutscher Motorrad-Straßenmeister in der Klasse bis 1000 ccm. Als Werksfahrer auf BMW und Privatfahrer auf BMW und Veritas fährt er bei allen großen Rennen in Deutschland und Europa. Am 10.07.1938 erring Ralph Rose mit dem dritten Gesamtrang bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps auf BMW 328 seinen ersten international bedeutenden Erfolg. 1939 wird er Deutscher Rennwagenmeister in der Klasse bis 1500 ccm in einem speziell hergerichteten BMW 315/1 Sport in Leichtbauweise. Im gleichen Jahr rundet sein 7. Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans in einem BMW 328 ein erfolgreiches Jahr ab. Ein Jahr später erreicht er zusammen mit Adolf Brudes den dritten Gesamtplatz bei der Mille Miglia auf einem BMW MM Roadster. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er im Mai 1948 auf dem Hockenheimring und belegt mit einem 2-Liter-Veritas RS-BMW Platz 3. In diesem Jahr wird er Vizemeister in der deutschen Sportwagenmeisterschaft bis 2 Liter Hubraum. Am 8. Februar 1950 befindet er sich zusammen mit drei Rennfahrer-Kollegen auf einer Fahrt zur Produktionsstätte der Veritas-Rennfahrzeuge. In einem Baustellenbereich auf der heutigen A3 bei Neuwied verliert die Fahrer eines entgegenkommenden Pkw die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidiert frontal mit dem Wagen der Rennfahrer. Mitgeführte Benzinkanister fangen Feuer, alle Insassen des Wagens verbrennen. Unter großer Anteilnahme wird Adolf Ralph Rose zusammen mit seinem ebenfalls bei dem Unfall verstorbenen Freund und Sportkollegen Heinz Müller in Düsseldorf beerdigt.

 

29.07.1900 - Der Frankfurter Automobilclub von 1899 - der spätere AVD Automobilclub von Deutschland - veranstaltet auf der Galopprennbahn in Niederrad das erste Automobil Bahnrennen. Es ist hierzulande die erste Automobil-Wettfahrt auf einer Rundstrecke. Im April 2017 rollen die Bagger an, die Galopprennbahn muss der DFB-Akademie weichen. Die Sieger des Rennens sind übrigens Lemercier auf de Dietrich, Freiherr von Liebig auf Nesselsdorf und Tischbein auf de Dietrich. An diesem Rennen geht auch Anna Marie Lutzmann, die zweite Ehefrau des Direktors und Automobilpioniers Friedrich Lutzmann, als erste „Opel-Werksrennfahrerin“ an den Start.

 

03.08.1900 - Im US-amerikanischen Akron (Ohio) gründet Harvey Samuel Firestone einen Betrieb zur Produktion von luftgefüllten Reifen. Mit 12 Mann startet das Unternehmen Firestone Tire & Rubber Company. Harvey Firestone stammt aus einer Einwandererfamilie, deren Vorfahren 1753 noch unter dem Namen Feuerstein aus dem damaligen deutschen Elsass in die USA auswanderte. Zunächst werden die Reifen für Fuhrwerke und Karren gefertigt, doch schnell stellt man die Produktion auf Autoreifen um. Durch persönliche und familiäre Verbindungen zu Ford gelingt es Firestone, Originalausrüster der Ford Motor Company zu werden und somit den ebenfalls in Akron ansässigen Konkurrenten Goodyear auszustechen. 1919 wird ein Zweigunternehmen und Hamilton, Ontario (Kanada) gegründet und 1926 macht Firestone die kleine Stadt Harbel im westafrikanischen Liberia zum Zentrum der größten Kautschukplantage der Welt. Schon bald kommt Kritik auf, dass Firestone dort Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen zulässt, was von der Firma jedoch zurückgewiesen wird. Noch heute ist die Firestone-Plantage das größte Wirtschaftsunternehmen und der größte Arbeitgeber Liberias – neben den Eisenerz-Minen. Heute hat die Bridgestone Firestone, LLC ihren Sitz in Nashville, Tennessee und beschäftigt rund 23.000 Mitarbeiter.

 

04.08.1900 – Im französischen La Varenne-Saint-Hilaire stirbt der Erfinder Étienne Lenoir. 1858 gelingt ihm der Durchbruch mit einem Stationärmotor. Er entwickelt den Einzylinder im Laufe des Jahres 1859 weiter zum ersten brauchbare Gasmotor. Die Konstruktion ist eine Kombination bereits bekannter Elemente mit eigener Erfindungsgabe und hat einige Ähnlichkeiten mit der Dampfmaschine. Anstatt den Brennstoff wie bei der Dampfmaschine außerhalb zu verbrennen und danach die Wärme in den Zylinder zu leiten, entsteht sie beim Gasmotor durch die Verbrennung im Inneren. Der Antrieb wirkt beim Lenoirschen Motor im Unterschied zum Flugkolbenmotor von Nikolaus Otto und Eugen Langen direkt auf die Kurbelwelle. Lenoirs Motor arbeitet als Zweitakter ohne Verdichtung; eine Broschüre des Musée des Arts et Métiers bezeichnet ihn als „Eintakter mit zwei Halbtakten“, wobei Einlass und Verbrennung den ersten und der Ausstoß den zweiten Halbtakt bilden. Im November 1859 meldet Lenoir den Motor zum Patent an. Zur feierlichen Unterzeichnung des Dokuments am 23. Januar 1860 mit Demonstration sind etwa 20 Personen eingeladen. Das für eine Gültigkeit von 15 Jahren ausgestellte Patent umfasst einen „Luftausdehnungsmotor durch Verbrennung von Gas“ datiert vom 24. Januar 1860, und trägt die Nummer 43624. Der Lenoir-Motor hat einige grundlegende Nachteile: Physikalisch bedingt ist der maximale Wirkungsgrad von atmosphärischen Motoren grundsätzlich niedrig; konkrete Angaben sprechen von 3 bis 5 Prozent. Ein modernes Auto mit Benzinmotor erreicht 30 Prozent. Infolgedessen verbraucht der Motor auch sehr viel Treibstoff. Da der Kolben beidseitig Explosionen ausgesetzt war, entwickeln sich sehr hohe Betriebstemperaturen. Mit den damaligen Werkstoffen und der möglichen Fertigungspräzision besteht schnell die Gefahr eines Kolbenklemmers. Dementsprechend benötigt der Motor viel Schmieröl sowie eine sehr leistungsfähige Wasserkühlung. Eine Version des Motors mit 1½ PS, der ebenfalls unabhängig von der stationären Gasversorgung funktioniert, baute Lenoir 1863 in einen dreirädrigen, Hippomobile genannten Wagen ein. Hier verwendet er einen Treibstoff auf Terpentin-Basis. Die Karosserie besteht aus einem hochliegenden quaderförmigen Aufbau. Darunter gibt es ein Holzabteil mit der Antriebstechnik. Mit diesem Fahrzeug fährt er die 18 km lange Strecke von seiner Werkstatt nach Joinville-le-Pont und zurück in etwa drei Stunden. Das ergibt einen Durchschnitt von 6 km/h inklusive Pausen. Die Information über die Fahrt stammt von Lenoir selbst, gilt aber als gesichert. Akten, die beim Automobile Club de France liegen, belegen die Fahrt sowie ein Patent von 1864. Das Fahrzeug wird kein Erfolg wegen des hohen Gewichtes und des mit nur 100/min drehenden Motors. Ein zweites Automobil entsteht 1865 und wird an den russischen Zaren Alexander II. verkauft. Keines der Fahrzeuge ist erhalten; das Hippomobile wird im Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871 zerstört.

 

17.08.1900 – Der Schweizer Kanton Graubünden untersagt das Befahren der gut ausgebauten Straßen mit Automobilen. Grund ist die Unfallgefahr und die Belästigung, die von den „Stinkern“ und deren rücksichtslosen Lenkern ausgehen würden. Ab 1904 dürfen teilweise wieder Feuerwehr- und Krankenwagen sowie Militärlaster und öffentliche Busse fahren, jedoch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h. Zwar gibt es einige örtliche Ausnahmen für Privatfahrzeuge, diese werden in der Regel jedoch kurzfristig zurückgenommen. Erst mit der zehnten (!) Volksabstimmung über das Fahrverbot fällt nach einem Vierteljahrhundert das Fahrverbot im größten Kanton der Schweiz. Dabei können sich die Auto-Befürworter im Sommer 1925 mit 11.318 zu 10.271 Stimmen durchsetzen.

 

10.09.1900 - Die Coppa Florio wird 1900 zum ersten Mal ausgetragen – allerdings noch unter einem anderen Namen – und gilt Anfang des 20. Jahrhunderts als das schwerste europäische Straßenrennen. Im Jahr 1905 bietet Vincenzo Florio den Veranstaltern 50.000 italienische Lira und einen Pokal für das Rennen. Somit wird das Rennen zum Coppa Florio umbenannt. Den Pokal soll derjenige erhalten, der als Erster innerhalb von maximal sieben Teilnahmen vier Rennen gewinnt; dies schafft Peugeot 1925. Seit 1914 wird der Coppa Florio mit der Targa Florio zusammen ausgetragen: In der Regel muss man für den Coppa Florio die Targa Florio und anschließend eine zusätzliche Runde fahren. 1924 beispielsweise sind für den Targa Florio vier Runden bei einer Länge von 108 Kilometern pro Runde zu fahren; für die Coppa Florio fünf. Sieger des ersten Rennens in Brescia ist Alberto Franchetti auf Panhard & Levassor 12 HP.

 

31.10.1900 – In Nürnberg wird das Automobilunternehmen Nürnberger Motorfahrzeuge-Fabrik „Union“ GmbH (Maurer-Union) gegründet. In den zehn Jahren seiner Existenz produziert das Unternehmen mit bis zu 400 Mitarbeitern bis zu 400 Automobile pro Jahr. Ein interessantes Konstruktionsdetail ist das Verwenden eines stufenlosen Planscheiben-Reibradgetriebes, das auch als „Friktionsgetriebe“ bezeichnet wird. Ab 1907 werden bei Maurer-Union auch Lastkraftwagen hergestellt. Damit ist Ludwig Maurer einer der ersten Hersteller in Deutschland. Den Erfolg lange genießen kann er jedoch nicht. Nach einem Zerwürfnis mit seinen Geldgebern muss der Erfinder sein eigenes Unternehmen 1908 verlassen. Ein Jahr später übernimmt die Firma Justus Christian Braun Premier-Werke die Produktionsanlagen. 1923 wird Ludwig Maurer erneut im Automobil bau aktiv und bringt unter dem Namen Maurer einen Kleinwagen mit einem Zweizylinder-Zweitaktmotor auf den Markt. Dieser hat jedoch keinen Erfolg.

 

24.11.1900 – Ein Wartburg-Motorwagen bestreitet eine 1000-Meilen-Fahrt auf der Rennbahn des Crystallpalastes in London, um beispielhaft die vollkommene Betriebssicherheit zu zeigen. Ohne Aufenthalt legt der Wagen die Strecke in 48 Stunden, 24 Minuten und 4 Sekunden zurück.

 

27.12.1900 - Er geht als "Bergkönig", der bei den Bergrennen der Vorkriegszeit kaum zu schlagen war, in die Automobilgeschichte ein: Hans Stuck. Der deutsch-österreichische Rennfahrer startet 1925 im Rahmen des 5. Internationalen Automobil-Turniers in Baden-Baden auf einem von ihm modifizierten Dürkop sein erstes Bergrennen und gewinnt in der Tourenwagen-Klasse. Auf Austro-Daimler gilt er zwischen 1927 und 1930 als unschlagbar und kann u.a. 1930 die Europa-Bergmeisterschaft gewinnen. Dann wechselt er zu Mercedes-Benz und setzt dort seine Erfolge fort; unter anderem gewinnt er 1932 die Europa-Bergmeisterschaft für Sportwagen. 1934 geht es weiter zur Auto-Union. Im für die damalige Zeit neuartigen Mittelmotorwagen Typ A gewinnt er noch im selben Jahr den „Großen Preis von Deutschland“ und den „Großen Preis der Schweiz“. Nach dem 2. Weltkrieg fährt Stuck auf Cisitalia und in der Formel 2 auf AFM. Zwischen 1960 und 1962 fährt er auf BMW und Porsche Bergrennen und wird 1960 erneut Deutscher Bergmeister. 1962 beendet er seine Karriere. 1978 stirbt Hans Stuck in Grainau.

 

 

1901

 

1901 gründet Bruno Berger, ehemaliger Mitarbeiter der Benz & Cie., die Chemnitzer Motorwagenfabrik Bruno Berger & Co. in Chemnitz und beginnt mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Berger. Nach nur wenigen Exemplaren endet die Produktion im Jahr 1902.

 

01/1901 – In Springfield, Massachusetts, gründen George Hendee und Oscar Hedstrom den weltweit ersten Hersteller von Serienmotorrädern, die Firma Indian. Hendee besitzt bereits Ende der 1890er Jahre eine Fahrradfabrik, während Hedstrom um 1899 erste Motor-Tandem für Steherrennen in New York entwickelt. Im ersten Jahr entstehen drei Indian-Motorräder, 1902 sind es 143 Exemplare und bis Ende 1906 werden 3948 Motorräder mit Einzylinder-Motoren gebaut. 1904 wird der Gasdrehgriff und 1905 die Pendelgabel (beides Patente von Hedstrom) erstmals von Indian bei einem Motorrad eingeführt. 1907 erscheint bei Indian das erste Zweizylinder-Modell mit V-Motor. Zwischen 1913 und 1917 ist die Firma die größte Motorradfabrik der Welt und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter, die 32.000 Motorräder pro Jahr fertigen. 1916 erfährt Indian mit der Einführung der Seitenventil-Steuerung bei den Power-Plus-Modellen eine technische Aufrüstung, die kaum ein anderer amerikanischer Hersteller zu bieten hat. 1920 erscheint die erste Scout, 1923 das bis 1953 gebaute größere Modell Chief. Diese Modelle prägen in den 20er und 30er Jahren das öffentliche Bild der USA, da sie von bis zu 70 Prozent der Motorradpolizisten gefahren werden. Mit der Übernahme der Firma Henderson/Ace wird Indian 1927 zu einem Pionier im Bau von Vierzylinder-Motorrädern. Ab 1942 wird nur noch für militärische Zwecke produziert, erst ab 1947 wird die zivile Produktion wiederaufgenommen, zunächst jedoch nur noch mit der Chief, die weiterentwickelt wird. Zwischen 1949 und 1952 bringt Indian drei neu entwickelte Motorräder mit Einzylindermotor auf den Markt. Hedstrom und Hendee verkaufen bereits 1913 bzw. 1916 ihre Anteile. In den nachfolgenden Jahren wechselt die Firmenleitung mehrfach. 1945 übernimmt eine Investmentgruppe Indian und plant mit kleinen und leichten Modellen einen neuen Kundenkreis zu gewinnen. Konstruktive Fehler und Management-Fehler sowie die Abwertung des für den wichtigen englischen Markt relevanten Pfund Sterling führen zum Niedergang der Firma und 1953 muss Indian Konkurs anmelden. Der Markenname wechselt danach mehrfach, mehrere Wiederbelebungsversuche scheitern. Erst 2013 gelingt ein Neustart mit der Indian Chief Classic, der Chief Vintage und der Chieftain.

 

19.01.1901 - Der Verein deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) wird gegründet. In Eisenach treffen sich dazu im Hotel Kaiserhof Gustav Vischer (Daimler-Motoren-Motorengesellschaft, Cannstatt), Eugène de Dietrich (De Dietrich et Co., Niederbronn), Ben Rachor (Adlerwerke, vormals H. Kleyer, Frankfurt am Main), Gustav Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), Willy Tischbein (Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie, Hannover), Moritz Hille (Dresdner Gasmotorenfabrik, vorm. Moritz Hille), Wilhelm Opel (Adam Poel KG, Rüsselsheim), Karl Fichtel (Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs) und Gustav Freund von der Automobiltechnischen Gesellschaft. Zum Ersten Vorsitzenden wird Gustav Vischer gewählt, Eugène de Dietrich wird sein Stellvertreter. Der VDMI setzt sich für die Förderung des Straßenverkehrs ein, tritt gegen belastende behördliche Maßnahmen und für Zollschutz und Kontrolle von Autoausstellungen ein. Eine Vereinbarung des VDMI ist z. B. die 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile, aus der sich hubraumabhängige Steuerklassen ergeben, in die Typenbezeichnung einfließen zu lassen. Aus einem Mercedes 45 PS wurde so der Mercedes 26/45 PS. Diese Steuer-PS war typisch für die Typenbezeichnungen bis Ende der 1920er-Jahre. 1923 wird der Verband in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) umbenannt. In der Zeit des Nationalsozialismus gehen die Aufgaben des RDA 1934 auf die neu eingerichtete Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie über. Der RDA ist nur noch für Vermögensverwaltung, Automobilausstellungen und Traditionspflege zuständig, nicht aber mehr für Interessenvertretung und Wirtschaftspolitik. Mit Kriegsende im Mai 1945 wird der Verband faktisch aufgelöst. Im September 1945 wird in der britischen Zone der Produktionsausschuss der Automobilindustrie (PADA) in Hannover-Linden gegründet und am 02.05.1946 in Verband der Automobilindustrie (VDA) umbenannt.

 

30.01.1901 – In Remagen wird Otto Wilhelm Rudolf Caracciola geboren. Seine ersten Fahrversuche unternimmt der Sohn eines Hoteliers und Weinhändlers mit Unterstützung seiner Eltern schon sehr früh mit einem Mercedes 16/45 und darf bereits im Alter von 15 Jahren mit einer Sondererlaubnis den Führerschein machen. Nach seinem Abitur arbeitet er zunächst als Volontär bei der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG in Köln und wechselt von dort als Verkäufer zum Aachener Automobilbauer Fafnir. 1922 startet seine Rennfahrerkarriere, als er das Motorradrennen „Rund um Köln“ gewinnt und als Fafnir-Werksfahrer beim AVUS-Rennen in Berlin den vierten Platz belegt. Nach einem Sieg auf einem Ego-Kleinwagen in Berlin bewirbt er sich bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft. 1923 fährt er als Werksfahrer in Baden-Baden sein erstes Rennen auf einem Mercedes-6/25/40-PS-Kompressor-Sportwagen und erzielt in diesem Jahr elf weitere Siege. 1926 gewinnt er bei widrigen Wetterbedingungen auf einem Mercedes-2-Liter-8-Zylinder-Rennwagen „Monza“ den ersten großen Preis von Deutschland auf der Berliner AVUS, im darauffolgenden Jahr das erste Automobilrennen auf dem Nürburgring. In den nachfolgenden Jahren wird er – überwiegend auf Mercedes-Benz – der erfolgreichste Rennfahrer der Vorkriegszeit. 1935, 1937 und 1938 wird er Grand-Prix-Europameister (Mercedes-Benz W 25, W 125 und W 154), gewinnt 1926, 1928, 1931, 1932, 1937 und 1939 den Großen Preis von Deutschland, insgesamt neunmal die Großen Preise von Italien (1934, 1937) Frankreich (1935), der Schweiz (1935, 1937, 1938) von Belgien (1935), Spanien (1935) und Monaco (1936). 1931 siegt er auf einem Mercedes-Benz SSKL als erster Nichtitaliener bei der legendären Mille Miglia und wird 1930, 1931 und 1932 Berg-Europameister. Nach dem Krieg versuchte er sein Comeback. 1952 wird er im Mercedes-Benz 300 SL vierter bei der Mille Miglia. Im gleichen Jahr verunglückt er schwer bei einem Sportwagenrennen in Bern, erleidet einen dreifachen Bruch des linken Unterschenkels und muss seine Rennsportkarriere endgültig beenden. Am 28,09,1959 erliegt er in Kassel im Alter von 58 Jahren einem Leberversagen und wird – seit 1949 besitzt er die Schweizer Staatsbürgerschaft – in Lugano-Castagnola beerdigt.

 

31.01.1901 – Heinrich Opel und Werkmeister Sedlacek auf einem modifizierten Opel-Patentmotorwagen das Bergrennen auf den Königstuhl bei Heidelberg gegen 17 Konkurrenten und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26 km/h.

 

17.02.1901 - Der französische Rennfahrer Maurice Farman gewinnt den Automobil-Preis von Pau über 335 km. Mit seinem Panhard-Levassor ist er durchschnittlich 74,95 km/h schnell.

 

25.02.1901 - Hans Christian Christiansen, der zuvor schon in seinem Unternehmen Christiansen Automobile herstellte, und A. E. Fonnesbech-Wulff gründen in Kopenhagen das Unternehmen Dansk Automobil & Cyclefabrik zur Produktion von Automobilen. Anfangs gibt es die Modelle 2 HP und 6 HP, unter anderem in der   Karosserieform Vis-à-vis. Ab 1903 stehen verschiedene Modelle mit Einzylinder- und Zweizylinder-     motor zur Verfügung. Ab 1905 gibt es das Modell 12/16 HP mit Vierzylindermotor. Die Motoren kommen von Cudell. 1903 erfolgt die Umbenennung in Dansk Automobilfabrik. Bereits 1908 endet die Produktion. Insgesamt entstehen etwa 75 Fahrzeuge.

 

09.03.1901 - In Lansing, Michigan (USA), brennt die Fabrik der Olds Motor Works nach einer Gasexplosion nieder. Dabei werden alle Prototypen bis auf einen kleinen Wagen mit Einzylindermotor zerstört. Doch die von Ransom Eli Olds 1899 gegründete Firma macht weiter und wird in Oldsmobile umbenannt.  Das seit 1901 Modell "Curved Dash" ist das erste in Großserie hergestellte Automobil, noch vor dem Ford Model T. Bis 1904 ist es das einzige Modell der Firma und auch das bis dahin meistverkaufte Auto der Welt. 1908 wird Oldsmobile von General Motors übernommen, die Marke Oldsmobile existiert bis 2004.

  

05.05.1901 - In der Nähe des Piccadilly Circus entsteht Londons erstes Parkhaus. Es erstreckt sich über sieben Etagen.

 

26.05.1901: In Wien wird die II. Internationale Automobilausstellung eröffnet. Neben einigen französischen Fabriken sind ausschließlich österreichische Erzeugnisse zu sehen. Eine bemerkenswerte Entwicklungshöhe hat das Elektromobil erreicht; haben sich doch bisher alle Typen – vom großen Lastwagen bis zur elegantesten Voiturette – dem elektrischen Antrieb leicht anpassen lassen. Die Leistungsfähigkeit ist endgültig anerkannt, nachdem ein Elektrofahrtzeug beim „Exelberg“-Rennen eine Distanz von 4,2 km bei einer durchschnittlichen Steigung von 6 % in 5 Minuten und 39 Sekunden zurückgelegt hat. 

 

29.05.1901 – Auf der 527 km langen Strecke des Rennens von Paris nach Bordeaux erweist sich Henri Fournier als der Schnellste. Er erreicht mit seinem Mors mit einer Zeit von 6 Stunden, zehn Minuten und 44 Sekunden und einem Schnitt von 85 km/h das Ziel. Beim gleichen Rennen drei Jahre zuvor betrug der Schnitt noch 38 km/h.

 

29.05.1901 – Im Rahmen des Rennens Paris – Bordeaux findet die zweite Auflage des Coupé International (Gordon-Bennet-Cup) statt, bei dem alle Komponenten der eingestezten Fahrzeuge der jeweils nationalen Mannschaften komplett im jeweiligen Teilnehmerland hergestellt worden sein müssen. Neben der aus Vertretern der Marken Panhard & Levassor (mit den Fahrern Fernand Charron und Léonce Giradot) und Mors (Levegh) soll auch der Brite mit Selwyn Edge mit seinem angeblich drei Tonnen schweren Napier starten. Doch er hat seine Dunlop-Reifen bereits auf der Anfahrt verbraucht und muss nun mit französischen Reifen starten. Im Hauptrennen Paris – Bordeaux darf er zwar starten, doch wird regelbedingt nicht mehr im Gordon-Bennet-Cup gewertet. Den Cup gewinnt Léonce Giradot, da er als Einziger der hier  startenden Fahrer ins Ziel kommt, aufgrund eines Kupplungsschadens wird er in der Wertung des Rennens nur Zehnter.

 

27.-29.06.1901 - Mit dem Rennen Paris–Berlin vom 27. bis 29. Juni 1901 führt das alljährlich vom Automobile Club de France (ACF) organisierte „große Rennen“ erstmals seit 1898 wieder ins Ausland. Es beteiligen sich 110 Autos und 10 Motorräder am Rennen auf der rund 1200 km langen Strecke, die in drei Tagesetappen (Paris–Aachen, 459 Kilometer; Aachen–Hannover, 445,2 Kilometer; Hannover–Berlin, 293,93 Kilometer) aufgeteilt ist. Dabei gibt es drei Klassen: schwere Fahrzeuge über 650 kg, leichte Autos mit einem Gewicht von 400 bis 650 kg und Voiturettes unter 400 kg. Manche Autos in der schweren Klasse sind deutlich schwerer als 650 kg, so bringt der Mors 1300 kg auf die Waage. Mit Henri Fournier ist in der Gesamtwertung erneut ein Mors-Fahrer erfolgreich, der auf einen Schnitt von über 77 km/h kommt. Ganz beachtlich schlägt sich auch Louis Renault, der mit seiner Voiturette (Gewichtsbegrenzung auf 400 kg) den achten Platz mitten unter den mächtigen Rennwagen der Konkurrenz belegt. Sieger in der Klasse der leichten Fahrzeuge wird Etienne Giraud auf Panhard und bei den Motorrädern Georges Osmont auf einer dreirädrigen De Dion-Bouton. Etwas enttäuschend ist dagegen das Abschneiden der Mercedes-Rennwagen, die erstmals bei einem großen Rennen an den Start gehen. Die lokale Polizei übernimmt vielerorts Sicherungsaufgaben, dennoch kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, als ein Junge, der auf die Strecke gelaufen war, von einem der Wagen erfasst und getötet wird. Die stärker gewordenen Fahrzeuge überfordern zudem nun schon fast systematisch ihre Luftreifen und es kommt zu einer großen Zahl von Reifendefekten. Für den austragenden ACF sind dies Gründe, ein erstes Motorsportreglement auszuarbeiten und für 1902 in Kraft zu setzen.

 

01.08.1901 - Wilhelm Karmann übernimmt den renommierten Osnabrücker Wagenbaubetrieb von Christian Klages. Bereits 1902 liefert er die ersten Karosserien an die Dürkopp-Werke im nahen Bielefeld. Aufträge für Adler, DKW, Opel und Minerva, aber auch für Privatkunden folgen. Die Firma Karmann wird einer der führenden Kabriolett-Spezialisten in Deutschland. Nach dem Krieg folgen der Wiederaufbau und der Beginn der Zusammenarbeit mit Volkswagen. Für die Wolfsburger entwickelt und baut er ab 1949 das berühmte Käfer Cabriolet und ab 1955 das Karmann Ghia Coupé bzw. ab 1957 das Karmann Ghia Cabriolet. Aber auch mit Ford, BMW, Porsche, Audi, Mercedes-Benz oder Renault arbeitete Karmann erfolgreich zusammen. Doch 2010 endet die über 100jährige Geschichte des traditionsreichen Karosseriebauers aus der Hasestadt. Karmann geht in die Insolvenz. Nur wenig später übernimmt Volkswagen das frühere Karmann-Werk und so werden auch weiterhin Automobile in Osnabrück gebaut.

 

03.08.1901 – Wilhelmine Ehrhardt, die Ehefrau des Direktors der Fahrzeugfabrik Eisenach, schreibt Geschichte als erste Frau als Selbstfahrerin in einem Motorsportwettbewerb mit ihrer Teilnahme an der Automobil-Gebirgsfernfahrt Eisenach – Meiningen – Eisenach. Trotz unterlegener Motorleistung ihres Wartburgs verfehlt sie das Podest nur knapp.

 

11.08.1901 - Emil Jellinek erhält den ersten Mercedes 8/11 PS, der die Typenpalette der Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) um ein drittes Modell modernster Bauart erweitert. Bereits seit 1898 vertreibt Jellinek Daimler-Automobile und meldet sie, um den Verkauf anzukurbeln, auch bei Autorennen an. Der Name „Mercedes“ stammt von seiner damals 10jährigen Tochter Mercédès. Jellinek tauft 1899 seinen Daimler-Tourenwagen auf ihren Namen und meldet unter diesem Namen seinen Wagen für das Rennen Semaine automobile in Nizza am 21.09.1899 an. Im Jahr 1900 wird „Mercedes“ zur Produktbezeichnung für eine neue, von Jellinek angeregte Fahrwerks- und Motorkonstruktion, die den Namen „Daimler-Mercedes“ trägt. Der Mercedes 8/11 PS, gebaut von August 1901 bis 1902, hat einen Viertakt-Ottomotor mit 1.760 ccm und 8 PS.

 

24.08.1901 - Das Automobilrennen Piombino–Livorno wird gestartet. Es gilt als das erste Motorsportereignis in der italienischen Region Toskana. Das Rennen führt von Piombino nach Livorno. Ursprünglich soll es über eine Distanz von 241 km von Grosseto nach Livorno führen, doch die schlechte Wetterlage, die die Strecke unbefahrbar macht, führt dazu, dass sie auf 82 km mit Startpunkt Piombino verkürzt wird. Das Rennen ist Teil eines dreitägigen Ereignisses: am Samstag, den 24. August 1901 findet der „Große Preis von Seiner Majestät des Königs“ auf der alten Via Aurelia mit Startpunkt in Piombino und Ankunft in Livorno statt; am Sonntag, dem 25. August erfolgt eine Parade im Livorneser Stadtteil Antignano und am Montag, den 26. August finden ein 500-Meter-Beschleunigungsrennen von Antignano bis San Jacopo und eine Geschicklichkeitsfahrt am Kreisverkehr von Ardenza statt. Die teilnehmenden Fahrzeuge werden in verschiedene Kategorien unterteilt: I Kategorie – große Automobile (über 1.000 kg), II Kategorie – kleinere Automobile (unter 1.000 kg), III Kategorie – sehr kleine Automobile (bis 450 Kg), IV Kategorie – Dreiräder und V Kategorie – Krafträder. Der Start erfolgt in dieser Reihenfolge: große Automobile, Dreiräder, kleinere Automobile, sehr kleine Automobile und Krafträder. Es siegt Felice Nazzaro auf Fiat 12 HP Corsa, dem ersten Fiat mit einem Vierzylinder-Motor. Er benötigt für die 82 km 1:49.54 Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,77 km/h entspricht. 

 

22.09.1901 - Dr. Richard von Stern erzielt auf seinem Mercedes 35 PS den Gesamtsieg beim dritten Semmering-Rennen und gewinnt den von Theodor Dreher gestifteten Wanderpreis des Österreichischen Automobil-Clubs. Der Mercedes 35 PS, Vorgänger des Mercedes Simplex, hat einen Hubraum von 5.913 ccm.

 

10.10.1901 - Henry Ford gründet mit weiteren Investoren 1899 die Detroit Automobile Company. Während dieser Zeit lässt Ford seine Fahrzeuge Rennen gegen die Wagen anderer Hersteller fahren, um die Überlegenheit seiner Modelle zu demonstrieren. Er selbst erringt mit seinem Ford 'Sweepstakes' am 10. Oktober 1901 einen Sieg gegen Alexander Winton, einen bekannten Konstrukteur und Rennfahrer. Dies führte dazu, dass die insolvente Detroit Automobile Company neue Investoren findet und am 30. November 1901 als Henry Ford Company reorganisiert werden kann. Henry Ford wird Chefingenieur, trennt sich jedoch 1902 im Streit mit seinem Vorgesetzten Henry M. Leland vom Unternehmen, das nun als Cadillac Motor Car Company eingetragen wird, weil Ford seine Namensrechte behalten kann.

 

18.-25.10.1901 – Im Leipziger Kristallpalast findet vom 18. bis zum 25. Oktober eine Motorwagenausstellung statt, präsentiert werden vorwiegend Fahrzeuge für den gewerblichen Betrieb. Aufsehen erregt hier ein »Verwandlungswagen« der Magdeburger Motor- und Motorfahrzeugwerke. Dieses Gefährt kann wochentags für die Warenauslieferung benutzt werden. Mit wenigen Handgriffen lässt es sich zu einem offenen Viersitzer für den sonntäglichen Familienausflug umbauen.

 

27.10.1901 - In Neuilly-sur-Seine, einem westlichen Vorort von Paris, wird Kriminalgeschichte geschrieben. Der weltweit erste Einbruch, bei dem ein Auto Verwendung findet. Passenderweise wird in eine Autowerkstatt eingebrochen. In der Nacht zwischen zwei und drei Uhr morgens hat ein Automobil an der Ecke der Avenue du Roule und der Rue de Sablonville angehalten. 20 Minuten lang hören die Nachbarn den Motorenlärm – dann verschwindet das Fahrzeug wieder. Die Diebe haben das Tor aufgebrochen und dann kräftig ausgeräumt. Zwei Kupfer-Scheinwerfer, zwei Laternen, vier Platinrohre, ein Spannungsmessgerät, 64 amerikanische Bohrer und eine große Anzahl von Zündkerzen. Gesamtwert: an die 1500 Francs.

 

01.11.1901 – Zusammen mit den Brüdern Gräf, die bereits 1896 in Wien eine Werkstatt gründeten, 1897 den ersten PKW mit Vierzylindermotor auslieferten und 1898 das erste Automobil mit Vorderradantrieb herstellten (patentiert im Jahr 1900), gründet der Investor Wilhelm Stift sen. die „öffentliche Gesellschaft Gräf & Stift“ in Wien. Ab 1905 baut das Unternehmen vor allem große Limousinen (u.a. für das Habsburger Kaiserhaus) und kleine Busse, die ab 1908 u.a. für den Touristenverkehr eingesetzt werden. Die Fahrzeuge des Unternehmens tragen als Kühlerfigur die Statue eines Löwen. In einem Doppelphaeton 28/32 PS von Gräf und Stift sitzen der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin von Hohenberg, als am 28.06.1914 auf sie in Sarajevo das Attentat verübt wurde, das den Ersten Weltkrieg auslöst. 1929 fusioniert Gräf & Stift mit der Automobilfabrik Perl, ebenfalls in Wien ansässig. 1938 wird das Programm von Kleinserien auf Großserien von LKW und Omnibussen umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die PKW-Produktion nicht wiederaufgenommen, es werden nur noch LKW hergestellt. 1971 wird das Unternehmen von der MAN AG übernommen.

 

03.11.1901 – Das Unternehmen Detroit Automobile Company wird zur Henry Ford Company reorganisiert. Die bisherige Firma war am 5. August 1899 von Henry Ford mit der Unterstützung mehrerer Financiers ins Leben gerufen worden. Bereits im Januar 1901, nach nur zwanzig gebauten Fahrzeugen und einem Verlust von 86.000 Dollar, endet das Vorhaben in einem Fiasko. Henry Ford bringt, nicht zuletzt wegen seiner Erfolge bei Autorennen, eine Neufinanzierung mit 28.000 Dollar, erbracht von fünfzehn Kapitalgebern, zustande. Am 3. November 1901 wird das Unternehmen als Henry Ford Company neu gegründet. Ford ist jedoch uneinig mit seinen Kapitalgebern über die künftige Modellausrichtung der Marke: Während diese auf einem luxuriöseren Modell mit entsprechend höherer Gewinnmarge pro Einheit bestehen, beabsichtigt Ford die Produktion eines möglichst preiswerten Wagens, den er über große Stückzahlen rentabel machen will. Darüber kommt es zum Streit und Henry Ford trennt sich bereits im März 1902 wieder von dem Unternehmen mit einer kleinen Abfindung und der Zusicherung, dass dieses seinen Namen ändern würde, damit Ford auch künftig Autos unter eigenem Namen bauen kann.

 

16.11.1901 – Der US-Amerikaner Andrew Riker stellt einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Elektrofahrzeuge auf, als er seinen batteriebetriebenen Torpedo Racer in 63 Sekunden mit einer Geschwindigkeit von etwa 97 Meilen pro Stunde auf Coney Island über eine Meile steuert. Die Veranstaltung ist ein Rennen zwischen acht gasbetriebenen Autos, sechs Dampfautos und dem Riker Torpedo Racer. Auch der dritte Platz geht an einen Torpedo Racer.

 

24.11.1901 - Zum Abschluss der Automobil-Saison gewinnt der italienische 19jährige Fiat-Fahrer Felice Nazarro das 300-km-Rennen von Turin nach Bologna. Zuvor hat er bereits den ersten Giro automobilistico d’Italia sowie das Rennen Piombino-Livorno gewonnen. In den darauffolgenden Jahren wird er in Zusammenarbeit mit Vincenzo Lancia, der damals ebenfalls für Fiat arbeitet, einer der besten europäischen Rennfahrer. Ins Rampenlicht gerät er, als er 1906 beim Großen Preis von Frankreich nach hartem Duell mit dem Ungarn Ferenc Szisz (Renault) Zweiter wird. 1925 beendet Nazarro seine Rennfahrerkarriere und arbeitet bis zu seinem Tod 1940 in der Rennabteilung von Fiat.

 

 

1902

 

01.03.1902 - Das erste Exemplar des Mercedes 40 PS Simplex wird an Emil Jellinek nach Nizza auf den Weg gebracht. Bei der dortigen Rennwoche ist das neue Modell auf Anhieb erfolgreich: Wie der Mercedes 35 PS ein Jahr zuvor, gewinnt diesmal der 45-PS-Wagen das Bergrennen Nizza–La Turbie in einer neuen Rekordzeit. Er wird zum Urvater aller Mercedes Renn- und Sportwagen der nächsten Generationen. „Mercedes-Simplex“ ist in aller Munde und regt niemand geringeren als Kaiser Wilhelm II. zu einem Bonmot an. Auf der Automobil-Ausstellung in Berlin im März 1903 lässt er Wilhelm Maybach wissen: „Ja, wunderschön Ihr Motor! Aber, na ganz so simplex ist er ja auch wieder nicht.“

 

04.03.1902 - In Cleveland, Ohio, wird der Verkehrsclub American Automobile Association gegründet. Hauptforderung des Vereins ist der Bau besserer Straßen. Die Mitglieder sind in lokalen und regionalen Gruppen organisiert, die wiederum die eigentliche AAA bilden. Ab 1905 veröffentlicht die AAA Straßenkarten, Pannenhilfe wird ab 1915 angeboten und Hotelführer ab 1917.

 

09.04.1902 - Charles Stewart Rolls stellt in Achères bei Paris mit 101,547 km/h den ersten Geschwindigkeitsrekord für Benzin-Kraftfahrzeuge mit einem Mors auf.

 

05/1902 - »Die Massenfabrikation von Automobilen lohnt sich noch nicht und wird sich, scheint’s, noch lange nicht lohnen.« – So steht es in einem Artikel über die Deutsche Automobilausstellung im Mai in Berlin. Begründet wird die These mit den hohen Preisen für Motorwagen und dem häufigen Wechsel technischer Systeme bei den sog. Selbstfahrern (Bezeichnung für Kraftfahrzeuge). Allein im Deutschen Reich und in Frankreich haben sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren über 100 Unternehmen für Motorfahrzeuge gegründet, deren jährliche Stückzahlen manchmal die zehn nicht überschreiten und deren Konstrukteure nach ausgereiften technischen Lösungen für ihr Modell suchen. Die Vielfältigkeit zeigt sich u. a. in der Art der Kraftübertragung, die mit Hilfe von Riemen, Ketten und auch Wellen erreicht wird, sowie bei den Antriebskräften. Hier führen Benzin und Spiritus vor Elektrizität und Dampf. Das Elektromobil ist zwar aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit gut angesehen, doch wirkt sich sein geringer Aktionsradius nachteilig aus. Ohne Aufladen der Batterie fährt es nicht einmal 100 km weit. Hoffnungen setzen die Hersteller hier auf eine in Chicago getestete »Akkumulationsbatterie«, mit der ein Fahrer über 300 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,5 km/h zurücklegt. Recht selten kommen Dampfmotoren zum Einsatz. In Berlin ist nur ein Lastwagen mit dieser Antriebsart vertreten. Röhrenkessel und 20-PS-Motor ähneln denen britischer Vorbilder, die sich auf den schlechten Straßen Südafrikas bewähren. Mit Anhänger können sie Lasten bis zu 140 Zentner bewegen – doppelt so schnell wie Pferdegespanne. Gemessen am gesamten Produktionsumfang nimmt das Deutsche Reich Platz drei hinter Frankreich und den USA ein, gefolgt von Großbritannien. Zu den erfolgreichsten deutschen Firmen zählen Adler, Benz, Dürkopp, Horch, Opel, Stoewer, Wartburg sowie das Daimler-Unternehmen aus Cannstatt, das sich 1902 den Namen »Mercedes« schützen lässt. Führend in Europa ist das Werk der Brüder Renault, von denen Marcel am Steuer eines Wagens Typ K 14 CV das Rennen Paris-Wien gewinnt.

 

03.05.1902 – In London starten Dr. Edward Ernest Lehwess und Ingenieur Max Cudell mit ihrem bei Cudells Firma Cudell & Cie. gefertigten Motor-Wohnmobil Passe-Partout auf eine Weltreise. Das Fahrzeug ist eine 30 PS starke und 3 Tonnen schwere Spezialanfertigung mit verstärktem Chassis und einem 500-Liter-Tank von Panhard. Zwischenzeitlich bewirken häufige Pannen und Zollschwierigkeiten eine Verzögerung der Fahrt, dadurch verspätet sich ihre Ankunft in Russland. Am Dienstag, dem 14. Oktober, geht es von Sankt Petersburg weiter. Montag, den 20. Oktober, trafen die Globetrotter in Moskau ein. Es liegt bereits Schnee. Mitte November wird die Weltreise aufgrund von fehlenden Finanzmitteln, ungünstiger Witterung und Streitigkeiten der Teilnehmer untereinander abgebrochen.

 

14.-25.05.1902 – Erstmals richtet der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller, der Vorgängerorganisation des heutigen VDA, eine Ausstellung aus. Sie wird erstmals als Automobil-Ausstellung statt wie bisher Motorwagen-Ausstellung benannt. Gezeigt werden die Fahrzeuge in den Stadtbahnbögen des Bahnhofs Friedrichstraße.

 

31.05.1902 - Bei einem Versuch, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, verunglückt ein elektrisch betriebener Baker Torpedo auf Staten Island, New York, wobei der Wagen in eine Zuschauergruppe rast und zwei Personen ums Leben kommen. Dabei bleiben die beiden Insassen unverletzt - sie sind angeschnallt. Der Baker Torpedo (auch Baker Electric Torpedo) ist ein elektrisch betriebener Geschwindigkeitsrekordwagen, der 1902 von Walter C. Baker gebaut wird. Stromlinienförmig, mit geschlossenem Cockpit und als erstes Fahrzeug mit Sicherheitsgurten, ist der zweisitzige Torpedo seiner Zeit voraus. Der „Torpedo“ mit einem Leergewicht von 1406 kg und einer Länge von 5,486 m wird von einem 14 PS Elwell-Parker-Elektromotor angetrieben, der von 40 Batterie-Zellen des Herstellers Gould versorgt wird. Mit einer Höhe von 1,27 m ist der Wagen für die damalige Zeit sehr niedrig. Er rollt auf 40 × 3 Zoll-Reifen auf Drahtspeichen mit Holzfelgen, die mit Leinwand bespannt waren. Der Fahrer sitzt in einer Art Kuppel, die kleine Sehschlitze hat, der „Elektriker“ hinter dem Fahrer. Der Torpedo wird bei einer Probefahrt über die fliegende Meile in 47,0 Sekunden gemessen. Beim Rekordversuch führt der Bruch einer Felge zum Unglück. Baker und sein Mechaniker C.E. Denzer bleiben dank der Sicherheitsgurte unverletzt. Beide werden nach dem Unglück wegen Totschlags festgenommen, jedoch umgehend wieder freigelassen. Der Rekordwagen wird nach dem Unglück nicht wiederaufgebaut. Eine verkleinerte Version des Torpedo, der Torpedo Kid, wird von 1902 bis 1903 von Walter C. Baker für verschiedene Rennen verwendet. Von diesem Modell sind zwei Exemplare bekannt.

 

02.07.1902 – Da sein Sohn Ettore noch nicht volljährig ist, unterzeichnet Carlos Bugatti den Vertrag mit dem elsässischen Motorwagenhersteller Baron Eugène de Dietrich, mit dem Ettore mit 17 Jahren technischer Leiter der Automobilproduktion von De Dietrich wird. Ettore Bugatti entwickelte dort u. a. den De Dietrich 50/60 PS, um damit an verschiedenen Autorennen, u. a. dem Rennen Paris-Madrid teilzunehmen. Jedoch endete seine Anstellung im Jahre 1904, da De Dietrich mit Bugattis Persönlichkeit und Eigensinnigkeit nicht zurechtkam.

 

26.-28.06.1902 – Das größte Automobilrennen des Jahres 1902 führt von Paris über 99 Rennkilometer nach Wien. Da in der Schweiz Motorsport verboten ist, wird die Etappe in diesem Land neutralisiert und daher ohne Zeitnahme durchfahren. Erstmals bei einem großen Rennen kommt die vom ACF erlassene Rennformel mit 1000 kg Maximalgewicht zur Anwendung, was jedoch nicht zu der beabsichtigten Verringerung der Motorleistungen führt. Jedoch erweisen sich gerade die extrem überzüchteten Wagen der „schweren“ Klasse (über 650 kg) den Anforderungen der äußerst anspruchsvollen Streckenführung – vor allem durch die schlechten Straßenverhältnisse auf den Gebirgspassagen – als kaum gewachsen. Als schließlich der weit in Führung liegende Panhard von René de Knyff bei der Überquerung des Arlberg-Passes mit gebrochenem Differential liegen bleibt, ist damit der Weg frei für einen Überraschungserfolg von Marcel Renault auf einem vergleichsweise schwach motorisierten Modell der "leichten" Klasse von lediglich etwa 30 PS. Von 110 gestarteten Teilnehmern erreichen dennoch immerhin 80 das Ziel.

 

31.07.1902 – In Bastogne in Belgien wird zum ersten Mal das Rundstreckenrennen Circuit des Ardennes abgehalten. Die 85 Kilometer lange Strecke durch die Ardennen muss sechs Mal umrundet werden. Mit Charles Jarrot siegt ein Brite auf Panhard & Levassor. Die nächsten beiden Plätze belegen der Franzose Fernand Gabriel und der US-Amerikaner William Kissam Vanderbill II, beide auf Mors.

 

05.08.1902 - Ein Mors Z ist der erste Wagen mit Verbrennungsmotor, der den Elektroautos und Dampfwagen den Landgeschwindigkeitsrekord entreißt (122,44 km/h).

 

22.08.1902 – Henry M. Leland gründet die Cadillac Automobile Company in Detroit. Die Marke Cadillac geht auf die Detroit Automobile Company zurück, die 1899 von Henry Ford als erstem Automobilhersteller der Stadt Detroit gegründet worden war. Die Detroit Automobile Company ist jedoch bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung zahlungsunfähig. Nach einer Refinanzierung wird das Unternehmen 1901 in Henry Ford Company umbenannt. Bereits ein Jahr später trennt sich Henry Ford von dem Unternehmen und gründet wenig später die Ford Motor Company. Die Leitung der Henry Ford Company übernimmt der Manager Henry Martyn Leland, der das Unternehmen im August 1902 in Cadillac Motor Company umfirmiert. Namensgeber ist der Franzose Antoine Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac, benannt nach dem südwestfranzösischen Ort Cadillac an der Gironde. Er hatte 1701 die Stadt Detroit (Michigan) gegründet. Leland gilt in der Automobilliteratur als der Gründer Cadillacs. In der Folgezeit übernimmt er die Anteilsmehrheit am Unternehmen. 1909 verkauft er Cadillac für einen Preis von 4,5 Mio US-$ an den General-Motors-Konzern. Der erste Cadillac, der Cadillac Tonneau (rückwirkend auch: Model A), ist ein kompaktes Automobil, das von einem unter dem Fahrersitz liegenden Einzylindermotor angetrieben wird. Es hat ein Zweigang-Planetengetriebe und Kettenantrieb. 1905 kommt mit dem Model D ein vierzylindriges Auto hinzu, das in verschiedenen Abwandlungen bis 1909 verkauft wird. In dieser Zeit bemüht sich Henry Leland besonders um Qualitätssicherung und Standardisierung. Um die Fertigungspräzision seines Unternehmens zu beweisen, lässt Leland 1908 in Großbritannien drei Cadillacs komplett zerlegen. Die Teile werden untereinander gemischt. Danach bauen Mechaniker die Autos aus den unsortierten Teilen wieder zusammen und führen ohne Probleme eine 500 Meilen lange Probefahrt auf dem Kurs von Brooklands durch. Auf diesen Erfolg nimmt das kurz darauf entwickelte Unternehmensmotto „Standard of the world“ Bezug.

 

09/1902 - Nachdem 1901 mehrere der Mercedes-Fahrzeuge (der Name wurde nun auch für die Wagen genutzt) erfolgreich bei der Rennwoche von Nizza fuhren, wächst der Bekanntheitsgrad von Mercedes enorm; im September 1902 wird der Name „Mercedes“ für die Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) gesetzlich geschützt.

 

 

1903

 

24.03.1903 - Die deutsche Motorradfahrer-Vereinigung wird gegründet. 1911 erfolgt die Umwandlung in den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC).

 

11.05.1903 - Das erste (französische) Patent (Nr. 331926) auf einen Vierpunkt-Sicherheitsgurt wird auf Gustave-Désire Leveau zugelassen. Dabei wird eine Person mit Lederriemen in einem Kraftwagen befestigt wird - der Vorläufer des Sicherheitsgurtes.

 

19.05.1903 – Bereits 1899 gründet David Dunbar Buick die Buick Auto-Vim and Power Company zur Herstellung von Motoren für Landwirtschaft und Boote, beschäftigt sich aber gleichzeitig mit der Entwicklung eines kompletten Automobils. Dabei konzentriert er sich zu sehr auf Tüfteleien und weniger auf den Verkaufserfolgt seiner Produkte. 1902 wird das Unternehmen in Buick Manufacturing Company umbenannt. Doch langsam ist das Kapital Buicks aufgebraucht und das Unternehmen gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Als er ein Darlehen nicht zurückzahlen kann, springt der Industrielle Benjamin Bricoe mit einem Betrag von 5.000 US-$ ein. Das Unternehmen wird erneut umgestellt und am 19.05.1903 als Buick Motor Company eingetragen. Doch nachdem Briscoe feststellt, dass es bislang nur einen Versuchswagen und eine Fabrikationsanlage gibt, zieht er sich aus der Firma zurück, nachdem ein neuer Kapitalgeber gefunden ist. Er gründet zusammen mit Jonathan Maxwell die Maxwell-Briscoe Company, die die Maxwell-Automobile baut und als Vorläufer des Chrysler-Konzerns ist. Bei Buick steigt nun William Durant ein, einer der größten Kutschenbauer der USA. Er übernimmt die Buick Motor Company. Um für Buick juristische Probleme mit dem Selden-Patent zu vermeiden, kauft Durant mit der Pope-Robinson Company in Boston einen insolventen Fahrzeughersteller, der bereits eine solche Lizenz besitzt. Das 1895 gewährt US-Patent sichert den Inhabern ein Monopol auf die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Die insolvente Pope-Robinson Company ist im Besitz einer solchen Lizenz. Sie wird auf Buick übertragen und das Unternehmen danach aufgelöst. Mit seinen Zweizylinder-Automobilen schafft es Buick bis 1907, der zweitgrößte Automobilhersteller in den Vereinigten Staaten (hinter Ford) zu werden. In diesem Jahr erscheinen zusätzlich Buick-Vierzylindermodelle; der Ausstoß beträgt 4641 Fahrzeuge.

 

23.05.1903 - In San Francisco brechen der 31jährige abenteuerlustige Arzt Dr. Horatio Nelson Jackson und sein 21jähriger Mechaniker Sewall K. Crocker Richtung Osten auf. Ihr Ziel ist es, innerhalb von 90 Tagen mit ihrem von einem 20-PS-Zweizylindermotor angetriebenen und auf den Namen "Vermont" getauften Winston-Automobil New York City zu erreichen. Jackson hatte sich vorher in einem Club über eine Gruppe reicher Männer geärgert, die das Automobil schlechtmachten. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit zahlreichen Pannen und Umwegen erreichen sie am 26.07.1903 Manhattan und stoppen um 4.30 Uhr vor dem Holland House Hotel. Mehr als 9.000 Kilometer liegen zwischen den beiden Männern und der Bulldogge Bud.

 

24.05.1903 – Im Alter von 31 Jahren stirbt der französische Automobilkonstrukteur und Automobilrennfahrer Marcel Renault. Zusammen mit seinen Brüdern Louis und Fernand gründet Marcel Renault 1898 die Automobilfirma Renault in Billancourt. Zu Werbezwecken nehmen Louis und Marcel an etlichen Autorennen teil. Zu den größten Erfolgen von Marcel zählt der Sieg beim Rennen Paris-Wien 1902, bei dem er mit einem motorisch unterlegenen Fahrzeug siegt. 1903 startet Marcel beim Rennen Paris-Madrid. Das Rennen wird zum Desaster – neben sieben weiteren Menschen stirbt auch Marcel Renault bei einem Unfall. Beim gleichen Rennen verunglückt auch der britische Rennfahrer Claude Loraine-Barrow mit einem 45-PS-De-Dietrich. Während sein Mechaniker Pierre Rodez sofort tot ist, stirbt Lorraine-Barrow drei Wochen später. Das Rennen wird in Bordeaux abgebrochen und die Zeit der großen Stadt-zu-Stadt-Rennen ist vorbei.

 

24.05.1903 - als "Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung" wird der 1913 in Allgemeiner Deutscher Automobil umbenannte ADAC in Stuttgart gegründet. Sein Ziel ist die "Wahrnehmung und Förderung des Kraftfahrwesens, des Motorsports und des Tourismus". Die Kernaufgabe ist u.a. die Pannenhilfe, doch weitete der "Verein" seine Tätigkeitsfelder immer weiter aus und ist kaum noch als "Verein", sondern eher als Großkonzern anzusehen. Da er aber weiterhin dem Vereinsrecht unterliegt, keine Steuern wie ein Wirtschaftsunternehmen zahlt, wenig Transparenz zeigt und zudem mit manipulierten Zahlen Rankings veröffentlichte, ist das Image des ADAC in den letzten Jahren deutlich gesunken.

 

24.05.1903 - Das Rennen von Paris nach Madrid stellt einen vorläufigen Höhepunkt, mit seinem desaströsen Verlauf aber auch den Endpunkt der klassischen Rennen von Stadt zu Stadt dar. Ein Rekordfeld von 179 Automobilen und 59 Motorrädern macht sich am 24. Mai 1903 umringt von Zuschauermassen auf den Weg des über vier Tagesetappen auf insgesamt 1.307 km Gesamtdistanz angelegten Rennens. Der erste Teilnehmer hat schon mehr als 200 km zurückgelegt, als der Letzte startet. Trotz der seit dem Vorjahr geltenden Gewichtsformel haben die Hersteller noch einmal einen deutlichen Leistungssprung erzielt und insbesondere die erstmals stromlinienförmig gestalteten Mors-Rennwagen sind mit 90 PS Motorleistung und Höchstgeschwindigkeiten um die 140 km/h eine Sensation. Doch bereits die erste, 552 km lange Etappe nach Bordeaux entwickelt sich zur Katastrophe. Aufgrund des von den Wagen aufgewirbelten Staubs ist die Sicht auf wenige Meter eingeschränkt und zudem drängen ständig Zuschauer auf die Strecke, so dass Unfälle beinahe unvermeidlich sind. Mindestens sieben Personen kommen dabei ums Leben, zwei Zuschauer und fünf Teilnehmer (drei Mechaniker und zwei Fahrer, der bekannte Konstrukteur Marcel Renault und der Engländer Claude Loraine-Barrow) – die Zahl der Verletzten ist noch höher. Schließlich lassen die französischen Behörden das Rennen in Bordeaux abbrechen. Sie verbieten nicht nur die Rückkehr der Fahrzeuge nach Paris aus eigener Kraft, sondern sogar, sie auch nur anzulassen. Sie werden daraufhin auf einen Zug verladen. Zum Sieger dieses in Frankreich als la course hecatombe und in Großbritannien als the race to death in die Geschichte eingegangenen Rennens wird daraufhin Fernand Gabriel auf Mors erklärt, der die Strecke nach Bordeaux mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 105 km/h zurückgelegt hat. Im Anschluss erlässt die französische Regierung ein endgültiges Verbot von reinen Geschwindigkeitsrennen auf nicht abgesperrten öffentlichen Straßen, was zwangsläufig das Ende dieser seit 1895 ausgetragenen Art von Rennen bedeutet. Damit scheint die Zukunft des Automobilsports insgesamt in Frage gestellt.

 

01.06.1903 – Maurice Sizaire, sein Bruder Georges Sizaire und ihre Partner Louis Naudin gründen in Paris das Unternehmen SA des Automobiles Sizaire et Naudin. Sie beginnen 1905 mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Sizaire-Naudin und präsentieren im gleichen Jahr Fahrzeuge auf dem Pariser Automobilsalon. Das Unternehmen fertigt kleine, zweisitzige Sportwagen mit einem 918, später 1.583 ccm großen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. 1911 kommen Vierzylindermodelle von Ballot dazu. Nach dem Ersten Weltkrieg stehen die Modelle 13 CV und 17 CV mit Motoren von Ballot im Sortiment. Der Type D mit 12/15 HP hat einen Hubraum von 2.297 ccm. Ab 1921 entstehen wieder Voituretten. Die AJ mit 9 HP hat eine Zweizylinder-V-Motor mit 1.093 ccm. 1912 müssen die Sizaire-Brüder das Unternehmen verlassen Naudin stirbt 1913. Das Unternehmen wird daraufhin in Société des Nouveaux ètablissements Sizaire et Naudin umbenannt. 1921 endet die Produktion.

 

03.06.1903 – Das erste Fahrzeug von Vauxhall, ein leichter Runabout mit einem 5-PS-Einzylindermotor, wird fertiggestellt. Als Steuerung dient eine ruderpinnenähnliche Vorrichtung. 40 Exemplare werden von diesem Fahrzeug verkauft, bevor der Wagen durch die Modellserien 9, 12 und 14 HP ersetzt werden. Diese Modelle sind bereits mit der für Vauxhall charakteristischen bogenförmigen Sicke auf der Motorhaube ausgestattet.

 

16.06.1903 - Henry Ford gründet die Ford Motor Company. Dies war sein zweiter Start als Automobilhersteller. Bereits 1899 hatte er die Detroit Automobile Company gegründet, die jedoch nicht erfolgreich war und 1901 unter der Bezeichnung Henry Ford Company reorganisiert wurde. Nach Unstimmigkeiten im Management verließ er 1902 die Firma, Henry M. Leland übernimmt die Geschäfte und nennt die Firma in Cadillac um. Mit der Ford Motor Company ist Henry Ford nun erfolgreicher. Zunächst benennt er seine Fahrzeuge nach dem Alphabet und daher ist das „Model A“ sein erstes Fahrzeug, mit dessen Vertrieb am 25.07.1903 begonnen wird. In den ersten beiden Jahren werden von den Modellen A, C und AC nur rund 1700 Fahrzeuge gebaut. Nach dem anfänglich geringen Erfolg lässt er 1904 in Detroit die Piquette Avenue Plant bauen, wo ab 1908 das als „Tin Lizzy“ bekannte Ford Model T produziert wird, das schnell zum Verkaufserfolg wird. Um die vom Markt geforderten Zahlen herzustellen, zieht das Unternehmen bereits 1910 in die Highland Park Ford Plant, wo bis 1913 die neue Technik der Fließbandproduktion perfektioniert wurde. Henry Ford übernimmt das damals schon über 100 Jahre alte Konzept des Austauschbaus von Eli Whitney, der auch die erste Fertigungsstraße entworfen hat. Mit größtenteils angelernten Kräften können so die Wagen günstiger und schneller hergestellt werden. Die Montagezeit eines Autochassis verringert sich von über zwölf auf zuletzt nur noch 1,5 Stunden. Im Jahre 1918 ist die Hälfte aller Autos in den USA ein „Modell T“. 

 

22.06.1903 – Erneut wird im belgischen Bastogne beim Ardennen-Rennen der 85 km lange Rundkurs durch die Ardennen sechs Mal befahren. Neben dem Sieg für Pierre de Crawhez auf Panhard & Levassor bringt es das beste Ergebnis für die von Fernand Charron und Léonce Girardot gegründete Automarke C.G.V.. De Crawhez benötigt insgesamt 5 Stunden, 52 Minuten und 7,6 Sekunden für die insgesamt 510 km lange Strecke.

 

02.07.1903 - Nach dem Sieg von Selwyn Edge beim Gordon-Bennett-Cup des Vorjahres ist es nun am Automobilclub von Großbritannien und Irland, das Rennen von 1903 auszurichten. Da das britische Parlament aber nicht bereit ist, die generelle gesetzliche Geschwindigkeitsbeschränkung (12 mph, ≈18 km/h) im britischen Teil des Königreichs für das auf den 2. Juli 1903 angesetzte Rennen vorübergehend außer Kraft zu setzen, wird stattdessen ein einfach abzusperrender Rundkurs bei der Stadt Athy im ländlichen Teil von Irland gewählt, wo von der Lokalregierung leichter eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen ist. Eigentlich ein bis dahin kaum beachteter Wettbewerb, noch dazu ausgetragen in einem völlig abgelegenen Teil Europas, wird das Rennen um den Coupe Internationale von 1903 jedoch nach dem katastrophalen Ende des Todesrennens von Paris nach Madrid, gefolgt vom Verbot aller Überlandrennen in Frankreich, praktisch über Nacht zum zentralen Ereignis der gesamten Motorsportwelt. Entsprechend groß ist nun auch das Interesse an der Teilnahme und zum ersten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup seiner eigentlichen Intention auch tatsächlich gerecht. Mit vier vollzähligen Teams aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA findet erstmals ein Rennen statt, das die Bezeichnung international auch tatsächlich verdient. Dabei werden die Wagen nun in vorgegebenen Nationalfarben lackiert. Mit Alexander Wintons Bullett ist außerdem zum ersten Mal auch ein Achtzylinder-Rennwagen bei einem bedeutenden Rennen mit dabei, der allerdings ebenso wie die beiden anderen Vertreter des amerikanischen Teams mit dem Feld nicht mithalten kann. Deutlich besser schlagen sich zunächst die Briten, müssen sich dann aber aufgrund von Unfällen und Defekten auch aus der Spitzengruppe verabschieden. Das Rennen entwickelt sich in Folge zu einem Zweikampf zwischen dem deutschen und dem französischen Team, in dem jedoch der für den Deutschen Automobilclub fahrende Belgier Camille Jenatzy auf Mercedes seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen kann, um am Ende nach über sechseinhalb Stunden Fahrzeit mit einem Schnitt von knapp 77 km/h und mit nur 11 Minuten Vorsprung vor Henri Farman auf Panhard & Levassor zu gewinnen. Es ist dies der erste Sieg für die deutsche Marke bei einem großen Rennen. Dabei hat das deutsche Team sogar statt der ursprünglich vorgesehenen 90-PS-Rennwagen nach einem Werksbrand im Juni 1903 im Canstatter DMG-Werk mit von Privatbesitzern zurückgekauften oder ausgeliehenen 60-PS-Modellen aus dem Vorjahr antreten müssen. Der Siegerwagen von Jenatzy stammt vom US-amerikanischen Enthusiasten Clarence Gray Dinsmore. Dieses Rennen bildet den Hintergrund zu James Joyces Kurzgeschichte After the Race, geschrieben zwischen 1905 und 1907, erschienen 1914.

 

04.07.1903 – Was Bertha Benz für Deutschland war, das war in den Kindertagen des Automobils Dorothy Levitt in Großbritannien. Die technikbesessene Motorsportlerin und Journalistin avancierte am 4. Juli 1903 durch Teilnahme an den „Southport Speed Trails“ auf einem französischen Gladiator zur ersten Rennfahrerin der Welt! Levitt war zu dieser Zeit Sekretärin bei der „Napier Motor Company“ und äußerst begierig, jede Form von Fortbewegung wenigstens einmal auszuprobieren – von Pferden über Automobile und Rennboote bis hin zu Flugzeugen. Bei Napier erkannte man nicht nur die Werbewirksamkeit des Motorsports, sondern auch die willkommene Demonstration der Tauglichkeit ihrer Fahrzeuge, wenn sogar eine Frau diese beherrschen konnte. Für weitere Renneinsätze bekam sie so regelmäßig Modelle ihres Arbeitgebers zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1905 stellte sie den Rekord für die längste Fahrt einer Autofahrerin auf, indem sie einen De Dion-Bouton zwei Tage lang von London nach Liverpool und zurück fuhr und dafür in der Presse die Beinamen „Fastest Girl on Earth“ und „Champion Lady Motorist of the World“ erhielt. Dorothy Levitt trat zu ihren Rennen im In- und Ausland stets in eleganten Kleidern an und verzichtete dabei ungern auf ihren modernen Mantel, einen schicken Hut, gern mit Schleier. Und sie kämpfte vehement für das Frauenrecht auf Autofahren, unterstützte die Sufragetten, hielt vielerorts Vorträge, schrieb eine eigene Kolumne in der Wochenzeitung „The Graphic“ und wurde als Fahrlehrerin für Gattin und Tochter des damaligen König Edward VII. engagiert! Nach 1910 verschwand sie aus unbekannten Gründen völlig aus der Öffentlichkeit. Erst 40 Jahre alt, wurde sie am 17. Mai 1922, nach der Einnahme einer Überdosis Morphium, tot in ihrem Bett gefunden.

25.07.1903 – Die Ford Motor Company beginnt mit dem Vertrieb ihres ersten Automobils, des „Modell A“. Das erste Fahrzeug geht an den Zahnarzt Ernst Pfennig aus Chicago, Illinois. Den „Modell A“ wird als zweisitzigen Runabout oder als viersitziges Tonneau-Modell angeboten, wahlweise mit Verdeck, aber stets in der Farbe Rot. Der Zweizylinder-Boxermotor ist mittig im Fahrzeug untergebracht und leistet aus 1,65 Litern Hubraum 8 PS. Für die Entwicklung hat Henry Ford fast sein gesamtes Ausgangs-Investitionskapital in Höhe von 28.000 US-$ ausgegeben. Auf dem Bankkonto befinden sich nur noch 223,65 US-$, als das erste Modell A verkauft wird. Zwischen 1903 und 1905 werden 1.750 Fahrzeuge gebaut, dann folgt der „Modell AC“.

 

09/1903 – Louis Delaunay und Marius Barbarou gründen das Unternehmen „SA des Automobiles Delaunay-Belleville“ mit dem Zweck Luxusautomobile zu bauen. Barbarous Familie gehört ein Dampfdruckkesselunternehmen in St. Denis. Er besitzt auch Erfahrung durch seine Arbeit bei Clement & Cie., Lorraine-Dietrich und Benz und ist für Konstruktion und Gestaltung verantwortlich. Hu Beginn des 20. Jahrhunderts gehören die Fahrzeuge zu den französischen Traumwagen und vielleicht zu den prestigeträchtigsten der Welt. Sie wurden in jener Ära gefahren, in der reiche Industrielle, Bankiers und Monarchen einen Chauffeur hatten, der die tägliche Pflege des Fahrzeugs genauso übernahm wie das damals kräftezehrende Lenken über die meist nicht perfekt ausgebauten Straßen. Doch in den späten 1920er-Jahren verlieren die Delaunay-Belleville ihr Prestige und schwenken um auf den Bau von LKW und Militärfahrzeugen.

 

18.10.1903 - Mercedes-Fahrer Willy Poege siegt auf der Trabrennbahn Berlin-Westend beim ersten deutschen Autorennen auf einer geschlossenen Bahn.

 

10.11.1903 - Die US-Amerikanerin Mary Anderson erhält das Patent US 743,801 für den ersten funktionierenden Scheibenwischer der Welt. Die Vorrichtung wird von Hand betätigt und besteht einem in Lenkradnähe angebrachten Hebel, mit dem der Fahrer bei Bedarf auf der Windschutzscheibe einen gefederten Schwingarm mit einem Gummiteil in Bewegung setzen kann, der anschließend wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt.  Erst zwei Jahre später meldet in Deutschland der Bruder von Kaiser Wilhelm II, Heinrich von Preußen, als erster Deutscher ein ähnliches Patent an, dass er am 24.03.1908 erhielt. Erst 1926 stellt die Firma Bosch einen von einem Elektromotor angetriebenen Wischarm mit Gummilippe vor. Als sie ihr Patent erhielt, versuchte Anderson, es an eine kanadische Herstellerfirma zu verkaufen, aber die Firma lehnte ab: Das Gerät hätte keinen praktischen Nutzen. Obwohl mechanische Scheibenwischer um 1913 zur Standardausrüstung von Pkws gehörten, profitiert Mary Anderson nie von ihrer Idee.

 

20.11.1903 – In Le Cannet (F) stirbt der französische Automobilrennfahrer Gaston de Chasseloup-Laubat. 1895 erwirbt der Adelige einen Dampfwagen von Trépardoux & Cie. der Vorgängerfirma von De Dion-Bouton und bestreitet damit mehrere als Zuverlässigkeitsfahrten ausgeschriebene Rennen in der Pionierära des Automobils. Sein größter Erfolg mit einem Dampfwagen ist der Sieg des Rennens Marseille-La Turbie 1897. Chasseloup-Laubat ist der erste, der einen anerkannten Landgeschwindigkeitsrekord aufstellt: Am 18.12.1898 erreicht er mit einem Jeantaud-Elektroauto, der Jeantaud Duc, eine Geschwindigkeit von 61,15 km/h. Im Duell mit Camille Jenatzy verbessert er im Frühling 1899 diese Leistung mit seinem Fahrzeug bis auf 92,16 km/h. Nach langer Krankheit stirbt er am 20.11.1903 im Alter von 37 Jahren.

 

12/1903 - Auf dem Pariser Salon de i'Automobile wird der Spyker 60 HP als Fahrgestell ohne Karosserie vorgestellt. Es war das erste Fahrzeug mit einem Sechszylinder-Motor und Allradantrieb über Kardanwellen. Im darauffolgenden Jahr wurde das Fahrzeug mit einem Rennwagenaufbau im Londoner Crystal Palast vorgestellt. Die niederländischen Brüder Spijker waren Schmiede und Kutschenbauer, die ab 1900 eigene exklusive Fahrzeuge herstellten. Für die ausländischen Märkte wurde der Name Spijker (zu Deutsch: Nagel) in Spyker geändert. 1926 wurde die Firma aufgelöst. Neben dem Spyker 60 HP ist das bekannteste Fahrzeug die sog. "Goldene Kutsche" von 1898, mit der der niederländische König jährlich zur Parlamentseröffnung fährt.

 

 

1904

 

1904 wird die Firma A. Ruppe & Sohn in Apolda gegründet, 107 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1912 nach dem Ausscheiden der Familie in Apollo-Werke AG umbenannt. In den Jahren von 1904 bis 1927 stellt das Unternehmen Automobile unter den Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen her. Diese Fahrzeuge sind unter anderem wegen ihres relativ niedrigen Verkaufspreises und ihrer – auch im damaligen internationalen Rennsport bewiesenen – hohen Qualität erfolgreich. Während und bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg bauen die Werke auch kurzzeitig Lastwagen. 1927 stellt das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt 400 Mitarbeiter hat, die Automobilproduktion ein, fungiert noch fünf Jahre lang als Vertretung für NSU-Automobile und meldet 1932 Konkurs an. In Gera beginnt die 1904 gegründete Friedrich Erdmann Maschinenfabrik mit dem Bau von Personen- und Lieferwagen unter dem Namen Erdmann. Ab 1906 lautet der Markennamen F.E.G. (Friedrich Erdmann, Gera). Die Wagen sind mit Einbaumotoren verschiedener Hersteller ausgestattet. Die Fafnir-Werke liefern die Motoren für die Voituretten. Die Modelle 18/20 PS und 35/40 PS haben Vierzylindermotoren von Horch. Das Automobilwerk Wilhelm Körting liefert Zweizylindermotoren für den 12/14 PS und Vierzylindermotoren für den 26/28 PS. Über ein Friktionsgetriebe, das nur zum Anfahren dient, werden die Hinterräder angetrieben. Haben die Wagen ihre Reisegeschwindigkeit erreicht, werden die Motoren direkt an den Hinterradantrieb gekuppelt. Mangels Nachfrage wird die Automobilproduktion 1908 wieder eingestellt, aber der Erdmann-Friktionsantrieb wird von der Berliner Motorwagen-Fabrik übernommen.

 

01.01.1904 - Das erste Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten wird in Bayern eingerichtet.

 

23.02.1904 – Nach einem Berliner Urteil stellen Strohhalme kein Verkehrshindernis dar. Gegen einen Kaufmann, dem beim Entladen einzelne Strohhalme auf die Straße gefallen waren, hatte ein Beamter der Schutzpolizei eine entsprechende Anzeige erstattet.

 

28.02.1904 – In Pau, Aquitanien, stirbt der französische Automobilrennfahrer Levegh, bürgerlich Alfred Velghe, im Alter von nur 34 Jahren. Levegh beginnt seine Karriere zunächst als Radrennfahrerm steigt dann später in den Automobilsport. Auf Mors schafft er es, die jahrelange Dominanz der Panhard & Levassor-Wagen zu durchbrechen. Seinen ersten großen Erfolg hat er 1899 beim Rennen Paris Oostende, als er zeitgleich mit Léonce Girardot ins Ziel kommt. Ein Jahr später gewinnt er bei Paris-Toulouse-Paris. Wegen seines Gesundheitszustandes muss er sich daraufhin vom Rennsport zurückziehen und stirbt 1904 an Tuberkulose. Sein Neffe, Pierre Bouillin, nennt sich nach seinem Onkel Pierre Levegh. Er wird ein Langstreckenfahrer, der besonders durch seine Verwicklung in die Katastrophe von Le Mans 1955 bekannt wird.

 

03/1904 - Die Familie Erhardt scheidet aus der Fahrzeugfabrik Eisenach A.G. aus, die von ihr 1896 gegründet wurde. Da sie die französische Lizenz für den Bau der Motorwagen besitzen, erlischt diese mit dem Ausscheiden. Fortan erfolgt die Produktion mit eigenen Neukonstruktionen unter dem neuen Markenzeichen DIXI.

 

10.04.1904 – Die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG wird in das Handelsregister eingetragen.

 

04.05.1904 - Wie unter Gentlemen üblich vereinbaren Frederick Henry Royce und Charles Rolls im Midland Hotel, Manchester, per Handschlag den gemeinsamen Vertrieb von Automobilen. Daraus entwickelt sich der Autohersteller Rolls-Royce Motor Cars. Der von Royce entwickelte „Royce 10 hp“ wird 1904/1905 als „Rolls-Royce 10 hp“ 17-mal gebaut. Erst am 23.12.1904 wurde ein schriftlicher Vertrag über die neue Firma fixiert.

 

04.06.1904 - In Barcelona wird die S.A. Hispano-Suiza de Automoviles gegründet. Die Aufnahme von Suiza (Schweiz) in den Namen ist eine Referenz an den Schweizer Konstrukteur Marc Birkigt, der sich 1899 in Barcelona niedergelassen und die Firma zusammen mit seinen Geldgebern gegründet hat. Zunächst gelangt die Marke mit ihren schnellen Vierzylinder-Hispanos zu Ruhm und beeindruckt mit nicht-alltäglicher Technik. Lizenzbauten erfolgen in der Schweiz und in Tschechien bei Skoda. 1911 entsteht ein Zweigwerk bei Paris. Im Ersten Weltkrieg nimmt Hispano-Suiza die Produktion von Flugzeugmotoren auf. Birkigt gelingt ein großer Wurf mit dem legendären V8-Motor, der Basis bietet für spätere Automotoren. 1919 präsentiert Hispano-Suiza den Typ H6, mit dem die Firma in die Luxusklasse aufsteigt und ebenbürtig mit Firmen wie Rolls-Royce wird. Fachjournalisten preisen das Modell als "Krönung des Fortschritts im Automobilbau". Mit dem 1931 präsentierten Modell 68 wird ein Superlativ des Automobilbaus vorgestellt. Ihn treibt ein Zwölfzylinder mit 9.424 ccm Hubraum an, später sogar 11.310 ccm. Dieser leistet 250 PS. Verschiedene französische Karosseriebauer kleiden ihn ein und Hispano-Suiza wird endgültig zur Marke des internationalen Hoch- und Geldadels. 1938 wird die Automobilproduktion in Frankreich eingestellt - die Kapazitäten sind mit dem Bau von Flugzeugmotoren und Schnellfeuerkanonen voll ausgelastet. Birkigt kehrt nach Spanien zurück und widmet sich der Entwicklung von Dieselmotoren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt die Marke nicht wieder auf. Aus der Hispano-Suiza de Automoviles in Barcelona, die noch bis 1942 die kleinen Modelle baut, wird unter Franco die ENASA, die ab 1951 die Pegaso-Sportwagen und Lastkraftwagen baut. Insgesamt entstehen in Spanien etwa 2600 Fahrzeuge, doch die rund 2600 in Frankreich gebauten Fahrzeuge begründen den Ruhm der Marke.

 

05.06.1904 – Der erste von der „Heinrich Büssing, Specialfabrik für Motorlastwagen, Motoromnibusse und Motoren, Braunschweig, Elmstraße“ vorgestellte Omnibus für 12 Personen verkehrt regelmäßig mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf der Strecke Wendeburg-Braunschweig der Büssing-eigenen Automobil-Omnibus-Betriebs-Gesellschaft Braunschweig. Dieses fortan in Serienproduktion gebaute Modell wird noch im selben Jahr als Decksitzomnibus nach London exportiert.

 

20.06.1904 – Die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) wird gegründet. 1946 wurde die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) umbenannt und trägt seitdem ihren bis heute bestehenden Namen Fédération Internationale de l’Automobile (FIA).

 

07/1904 – Johannes „Hans“ Thum, Unternehmer, ist ein erfolgreicher Automobilrennfahrer in der Zeit der Jahrhundertwende. Anfang Juli 1899 fährt er auf dem Benz 8 PS Rennwagen, dem ersten veritablen Rennwagen der Benz & Cie., als Beifahrer von Fritz Held bei der Fernfahrt Frankfurt – Köln über eine Strecke von 193,2 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,5 km/h den Klassensieg ein und gewinnt die Große Goldene Medaille. Zweiter wird ein weiterer Benz 8 PS, pilotiert von Emil Graf. Bei einer Ausfahrt in den Odenwald verunglückt Hans Thum Anfang Juli 1904 im Alter von nur 35 Jahren tödlich.

 

01.07.1904 – In Wien wird die „Aktiengesellschaft für österreichische und ungarische Mineralölprodukte (OLEX) gegründet. Der Name OLEX entstand als Telegrammadresse aus Petrolexport. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt zu Beginn im Verkauf von Petroleum für Leuchtzwecke hauptsächlich für die österreichischen und deutschen Eisenbahngesellschaften. Um in Deutschland, in dem vornehmlich US-amerikanische Gesellschaften den Markt dominieren, Marktzugang zu erhalten, wird die Gründung von sieben deutschen Tochtergesellschaften beschlossen. Als die Wiener Zentrale nach Berlin umzieht, werden die Tochtergesellschaften unter Leitung der OLEX-Petroleum-Gesellschaft in Berlin zentralisiert. Zur Sicherung der eigenen Rohölbasis verbindet sich die OLEX 1911 als Tochtergesellschaft mit der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA) und ihren Ölquellen in Deutschland und Rumänien. Durch deren Raffinerien erweitert sich das Programm von Petroleum auf Benzin, Gasöl und Schmieröle. 1922 eröffnet die OLEX am Raschplatz in Hannover die erste Tankstelle in Deutschland. Das Benzin der Firma heißt in den 1920er Jahren Strax, das Öl Olexol. Das Benzin-Benzol-Gemisch Olexin kommt 1923 auf den Markt, ein Jahr vor dem BV-Aral des Benzol-Verbandes. Im Jahr 1926 drängt die Anglo-Persian Oil Company (APOC) die OLEX und ihre Konkurrentin Deutsche Petroleum-Verkaufs-Gesellschaft mbH (DPVG) zu einer Fusion und beteiligt sich an der neuen Firma mit 40 %. Ab da heißt die Gesellschaft OLEX Deutsche Petroleum-Verkaufsgesellschaft mbH. Die Anglo-Persian Oil Company erhöht im April 1929 ihre Anteile auf 75 % und 1931 auf 100 % und übernimmt damit alle Anteile der Europäischen Petroleum-Union (EPU) und der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft. Bereits 1930 ist die Gesellschaft erneut umbenannt worden, diesmal in OLEX Deutsche Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH. 1935 ist die OLEX in Deutschland viertgrößte Tankstellengesellschaft der Großen Fünf mit 6.098 Zapfsäulen (10,9 %) sowie einer Absatzquote von 10,4 %. Der Marktanteil bei Petroleum lag bei etwa 25 %. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Berlin ließ die Olex 1936 den ersten Werbefilm in Farbe drehen. Mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft im September 1939 werden alle Mineralölvertriebsgesellschaften in der Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung (AMV) zusammengefasst und nur noch markenloses Benzin verkauft. Die OLEX wird weiterhin als „deutsches Unternehmen“ eingestuft, steht auf der Liste der Rüstungsunternehmen und erhielt bevorzugt Materialkontingentierungen. Die Olex zeigt auf ihrer Autokarte von 1939 ihr gesamtes Verbreitungsgebiet einschließlich Österreich und dem Sudetenland. Nach dem Zweiten Weltkrieg fällt die Olex 1945 als „deutsches Eigentum“ in alliierte Hände und wird als „britisches Eigentum“ an die Anglo-Iranian Oil Company (die umbenannte Anglo-Persian Oil Company) zurückgegeben. Im September 1950 entsteht in Österreich aus ihr, der Steaua Romana und der Runo-Everth in Wien die österreichische Benzin- und Petroleum AG, die spätere BP Austria. 1948 wird der Sitz der deutschen Zentrale von Berlin nach Hamburg verlegt und die Eurotank-Raffinerie in Hamburg übernommen. 1950 fusioniert die OLEX dann mit der Eurotank und wird danach in BP Benzin- und Petroleum-Gesellschaft mbH umbenannt. Mit der farblichen Umsignalisation der NITAG in Deutschland von grün/gelb auf das blau/gelb der Olex/BP kann die deutsche BP wie ihre internationale Muttergesellschaft (AIOC, ab 1954 British Petroleum Company) die Farbkombination grün/gelb benutzen.

 

08/1904 - In Lansing, Michigan (USA) gründet Ramson Eli Olds die Reo Motor Car Company. Zuvor hatte Olds 1899 die Firma Olds Motor Works (später Oldsmobile) gegründet, diese Firma aber 1904 verlassen. Im Jahr 1907 verkauft Reo schon Güter im Wert von US-$ 4.500.00 und ist damit einer der vier reichsten Automobilhersteller der USA. Bis 1937 baut Reo Personenwagen, konzentriert sich dann aber ganz auf die Herstellung von LKWs.

 

08.08.1904 - Der spätere Rennfahrer Archille Varzi wird Galliate, Italien geboren. Er ist einer der besten Fahrer der frühen 30'er Jahre und seine Duelle mit dem meist siegreichen Tazio Nuvolari mobilisieren die Massen. Er fährt auf Alfa Romeo, Maserati und Bugatti und gewinnt mehrere Grand Prix. 1948 verunglückt er beim Training zum Grand Prix der Schweiz tödlich.

 

23.08.1904 - Auf die von ihm erfundene Schneekette für Autos erhält der US-Amerikaner Harry D. Weed vom US-Patentamt eine Patenturkunde.

 

09/1904 - Renault stellt den Typ  (b) vor, einen Rennwagen mit einem wassergekühlten Vierzylindermotor und 12.063 ccm Hubraum. Mit den 60-90 PS erreichte man eine Höchstgeschwindigkeit von rund 150 km/h. Unüblich für Rennwagen dieser Zeit wurde die Motorleistung über eine Kardanwelle an die Hinterachse geleitet. Ein Wagen startete beim ersten Vanderbilt Cup-Rennen am 08.10.1904 auf Long Island (New York), fiel aber mit gebrochener Kardanwelle aus.

 

15.10.1904 – Bei der im Sommer 1904 in Lansing von Ransom Eli Olds gegründeten R. E. Olds Co. wird der erste Reo fertiggestellt. Bereits 1897 hatte Olds die Olds Motor Vehicle Company gegründet und als erster Automobilhersteller – über ein Jahrzehnt vor Ford – Automobile am Fließband gefertigt. Nach Streitigkeiten mit seinen Geldgebern verlässt er Anfang 1904 seine eigene Firma und gründet seine neue Firma. Doch ihm wird untersagt, seinen Familiennamen zu nutzen, und er nennt den Firmennamen in Reo Motor Car Co. um.

 

11/1904 – Matteo Ceirano gründet in Turin die Firma Fabbrica Automobili Itala und stellt unter dem Markennamen Itala Automobile her. Mit seinen Fahrzeugen spezialisiert er sich auf Wagen der Mittel- und Oberklasse mit sportlichem Charakter. Bereits im Gründungsjahr nehmen Itala-Wagen an diversen Rennen teil und gewinnen erste Preise. Weltruhm erlangt die Firma, als im Jahr 1907 Prinz Scipione Borghese und sein Fahrer Ettore Guizzardi die anspruchsvolle Wettfahrt von Peking nach Paris auf einem weißen Itala 35/45 HP gewinnen. Fast alle europäischen Herrscherhäuser jener Zeit besitzen einen Itala. Im Jahr 1907 stellt Itala rund 200 Automobile her, 1909 ca. 180, 1910 ca. 350 und im Jahr 1911 rund 720 Stück. Neben Personenwagen baut Itala zwischen 1910 und 1920 auch leichte bis mittlere Lastwagen. Nach dem Ersten Weltkrieg geht es weiter aufwärts, im besten Jahr 1923 entstehen ca. 1.100 Automobile. Itala beteiligt sich weiterhin im Rennsport, gibt jedoch die Oberklasse auf. Doch nach 1923 geht es abwärts, die Produktionszahlen gehen deutlich herunter. 1929 wird Itala an den Lastwagenfabrikanten Officine Metallurgiche di Tortona verkauft. Bis 1934 werden nur noch vereinzelte Fahrzeuge gebaut, dann schließt der Betrieb und die Reste werden von Fiat gekauft.

 

07.11.1904 - Die erste deutsche Fahrschule wird von Rudolf Kempf als die „Auto-Lenkerschule“ des Kempf'schen Privat-Technikums in Aschaffenburg gegründet. Deren erster Kurs startet am 7. November 1904. Teilnehmen dürfen Männer ab 17 Jahren, die ein amtliches Sittenzeugnis vorlegen können. Am ersten Kurs nehmen 36 technisch begabte Männer – Schlosser, Mechaniker, Automobilhändler – aus verschiedenen Nationen teil. Die zu dieser Zeit noch nicht vorgeschriebene Ausbildung soll angehende Chauffeure auf ihren Beruf vorbereiten und in getrennten Kursen Fahrzeugbesitzern das Selbstfahren beibringen. Kempfs Fahrschule wird von den Automobilherstellern begrüßt und unterstützt. Sie versprechen sich von einer guten Fahrausbildung ein größeres Käuferinteresse an den Automobilen. Am 17. November 1906 wird Kempf allerdings wegen unsittlichen Benehmens die Erlaubnis zur Fahrerausbildung entzogen. Bereits mit der Verordnung, betreffend die Ausbildung von Kraftfahrzeugführern vom 3. Februar 1910 wird eine behördlich ermächtigte Person zur Ausbildung vorgeschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt kann jedermann eine Ausbildung durchführen, wenn er Kenntnisse vom Fahren hatte. Mit der Verordnung vom 1. März 1921 wird die Erlaubnis zur Ausbildung von der oberen Verwaltungsbehörde neu geregelt. Von nun an spricht man von Fahrlehrer und Fahrschule. Damit wird erstmals ein bestimmtes Mindestmaß an die Anforderungen eines Fahrlehrers gestellt.

 

21.12.1904 - In Paris wird der Motorradweltverband, die Fédération Internationale de Motocyclisme (FICM), gegründet. Im Juli 1906 wird der Verband in Patzau neu gegründet und 1907 vorübergehend aufgelöst. 1912 wird er, nun mit Sitz in England, wiedergegründet. Das Six Days Reliability Trial im folgenden Jahr ist die erste internationale Veranstaltung dieser neuen Organisation. 1949 erfolgt die Namensänderung in Fédération Internationale Motocycliste und es findet die erste Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft statt. Das Hauptquartier des Verbands wird 1959 nach Genf in die Schweiz verlegt. Seit 1994 residiert die FIM im Schweizer Mies in einem Gebäude, das einem Motorrad nachempfundenen wurde. 1998 wird auf einem Kongress in Kapstadt eine erneute Namensänderung in Fédération Internationale de Motocyclisme beschlossen. Im selben Jahr wird die FIM provisorisch vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt und erhält 2000 den offiziellen Status als Mitglied.

 

 

1905

 

1905 werden in Brandenburg/Havel die Altmann Kraftfahrzeug-Werke zur Herstellung von Dampfautomobilen gegründet. Die Wagen von Altmann gelten als fortschrittliche und eigenständige Konstruktionen. Sie sind mit Dreizylinder-Dampfmaschinen ausgestattet, die eine Leistung von 25 PS abgeben. Nach einem tödlichen Betriebsunfall des Eigentümers muss das Unternehmen geschlossen werden, ehe es zu einer nennenswerten Produktion kommt. Wahrscheinlich wird aus dem gleichen Grund auch ein Elektroauto eingestellt, von dem nur bekannt ist, dass es in kleiner Stückzahl gebaut worden ist. Auch die 1891 als Fahrradwerk gegründeten Corona-Werke in Brandenburg/Havel nehmen 1905 – vier Jahre nach dem Start der Motorradproduktion – die Produktion von Automobilen und Lieferwagen auf. Diese endet 1914. Zwischen 1924 und 1925 werden erneut Motorräder gebaut. Die Fahrradproduktion endet 1932, die Firma wird liquidiert. Der Leipziger Unternehmer Richard Dreyhaupt beginnt im gleichen Jahr mit dem Bau von Automobilen unter dem Markennamen Dreyhaupt. Er verwendet Komponenten der Fafnir-Werke, die diese unter dem Namen Omnimobil anbieten. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylindermotor von Fafnir mit 10 PS Leistung. Noch im gleichen Jahr endet die Produktion. In Hamburg beginnt das Unternehmen Max Eisenmann & Company mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Immermobil. Das Unternehmen stellte zwei verschiedene zweisitzige Kleinwagen her. Das kleinere Modell 8 PS war mit einem Einzylindermotor von De Dion-Bouton ausgestattet. Das größere Modell 10/12 PS wies einen Vierzylindermotor von Reyrol auf. 1907 endet die Produktion.

 

08.02.1905 – Georg Wiß gründet die „Süddeutsche Automobilfabrik G.m.b.H. (SAG)“, die sich mit ihren Lkw und Bussen, aber auch Feuerwehrfahrzeugen schnell einen Namen macht. So ist es die Süddeutsche Automobilfabrik, die als erstes deutsches Werk einen Lkw-Großauftrag von der japanischen Regierung erhält. Auch stammt jenes Expeditionsfahrzeug von der SAG in Gaggenau, mit dem ein gewisser Paul Graetz im August 1907 zu einer 630 Tage dauernden Expedition startet, deren Ziel die Durchquerung Südafrikas auf Achse ist. Viele halten das Unterfangen für unmöglich, doch der Wagen aus Gaggenau nimmt die 9.500 Kilometer lange und gnadenlose Strecke unverdrossen unter die Räder. 1905 lassen die Berliner Stadtwerke in Gaggenau den ersten Großraumomnibus für 52 Fahrgäste bauen. 1906 gehört die Kaiserliche Reichspost zu den regelmäßigen Abnehmern von Bussen der SAG. 1907 hat die SAG zwei leichte, so genannte „Waren-Lieferungswagen“ mit wahlweise 800/1.000 oder 1.500/2.000 Kilogramm Nutzlast im Angebot. Im schweren Segment lieferte die SAG ebenfalls zwei Varianten: Eine mit zwei bis drei Tonnen, eine weitere mit vier bis sechs Tonnen Nutzlast. Als „Type Grunewald“ geht die erste benzinautomobile Spritze einer deutschen Feuerwehr in die Geschichte ein. Aufgrund des Erfolges ist eine Kapitalaufstockung erforderlich, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Auch mangelte es der SAG im Vergleich zu den Fabriken von Benz und Daimler an den nötigen großen Stückzahlen, um bei Qualität und Innovation Schritt halten zu können. Die Rheinische Kreditbank in Mannheim vermittelt zunächst einen Interessenvertrag mit Benz & Cie., der wenig später zum Zusammenschluss mit dem großen Wettbewerber führte. Die beiden Parteien einigten sich auf folgende Arbeitsteilung: Benz verlagerte den Nutzfahrzeugbau komplett aus dem Mannheimer Stammwerk nach Gaggenau, während die Automobilfabrik Gaggenau mit ihren Markenzeichen „S.A.F.“, „S.A.G.“ und „Gaggenau“ dem Bau von Personenwagen bis zum Ende des Jahres 1908 einstellen soll, tatsächlich aber bis 1911 an der Pkw-Fertigung festhält. Mit Gesellschafterbeschluss vom 31. Dezember 1910 wird nicht nur die Fabrik auf „Benz-Werke Gaggenau G.m.b.H.“ umgetauft, sondern auch die Geschäftsleitung neu besetzt und die angestammten Markenzeichen gegen den Schriftzug „Benz“ auf der Kühlermaske getauscht. Gründer Georg Wiß scheidet aus. Wiederum zwei Jahre später vollzog sich die Fusion zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft. Gaggenau fungierte nun als eine Zweigniederlassung von Benz & Cie.

 

06/1905 - Auf der Strecke Lichtenrade - Buckow wird die erste Automobil-Omnibuslinie in Betrieb genommen. 

 

01.06.1905 – Die erste Kraftpostlinie in Deutschland nimmt zwischen Bad Tölz und Lenggries ihren Betrieb auf. Als Kraftpost oder Landkraftpost wird der kombinierte Personen- und Posttransport durch die Deutsche Reichspost beziehungsweise die Deutsche Bundespost in Postbussen als Nachfolger der Postkutsche bezeichnet. Ab 1965 bis zur Einstellung 1985 wird offiziell die Bezeichnung Postreisedienst verwendet.

 

08.06.1905 - Die Herren Schmidt und Kellner lassen das Unternehmen Weidaer Automobilwerke Schmidt & Kellner in das Gewerberegister eintragen. Unter dem Markennamen Taifun wollen Sie Automobile produzieren. Das Angebot umfasste Kleinwagen mit einem Zweizylindermotor (Modell 8/10 PS) und Vierzylinder (Modell 10/12 PS). Ob sie tatsächlich Fahrzeuge produziert hatten, ist umstritten. 1907 geriet das Unternehmen in Konkurs.

 

05.07.1905 - Zum sechsten und letzten Mal wird der Gordon-Bennett-Cup ausgetragen. Für das Rennen wird eine hügelige, 137 km lange Strecke durch die Auvergne ausgewählt. Diese muss viermal durchfahren werden. Laut Regeln dürfen pro Nation nur drei Fahrzeuge starten. Besonders die Franzosen mit ihren vielen Herstellern sind verärgert über diese Beschränkung. Zwar siegt Léon Théry mit einem Richard-Brasier vor zwei Fiat, doch einen weiteren Gordon-Bennett-Cup gibt es nicht mehr. Er wird durch weniger limitierte internationale Rennveranstaltungen abgelöst.

 

08/1905 – Louis Delâge gründet zusammen mit Alfred Charles Ernest Sebastian Baudier das Unternehmen Delâge et Compagnie. Delâge bringt sein technisches Wissen in die Firma ein, Baudier 40.000 Franc. Dieser Betrag entspricht dem Kaufpreis von fünf bis sechs billigen Automobilen. Am 16.08.1905 wird das erste Modell Typ A der nationalen Zulassungsbehörde vorgeführt, die Genehmigung wird am 18.08.1905 erteilt. Alle Fahrzeuge erhalten den Markennahmen Delage. Wie auch das zwei Monate später präsentierte Modell B verfügt es über einen Einzylindermotor von De Dion-Bouton. Ende 1906 hat die Firma bereits 36 Mitarbeiter, während bei Renault bereits 1500 Beschäftigte Automobile bauen. Aber auch Delage wächst, Ende 1908 sind es 116 Mitarbeiter, die rund 300 Fahrzeuge gebaut haben sollen. Mitte 1914 haben 725 Mitarbeiter monatlich 130-150 Fahrzeuge verschiedener Modelle hergestellt. In den 1920er und 1930er Jahren sind teils mehr als 3.000 Beschäftigte bei Delage, doch finanzielle Probleme führen dazu, dass Delâge seine Unternehmensanteile an eine Gruppe von Lieferanten übertragt. Am 16.04.1935 beantragt Louis Delâge die freiwillige Liquidation seiner Firma. Unter dem Liquidator Bévierre werden weiter Automobile produziert. Mitte 1935 erwirbt der in Frankreich lebende Brite Walter Watney die Markenrechte an Delage und gründet die Sociéte Nouvelle des Automobiles Delage; einer der Direktoren wird Louis Delâge. Es entstehen nun Fahrzeuge mit Aufbauten von Figoni & Falaschi, Ateliers Henri Chapron und anderen Karosseriebauern. Louis Delâge erhält das Recht, pro Jahr ein Dutzend Rennwagen herzustellen. Es entsteht jedoch nur ein Fahrzeug. 1940 wird die Générale Francaise pour la Construction Automobile gegründet, zu der u.a. Delahaye und Hotchkiss gehören sowie Delage als Unterabteilung von Delahaye. Im April 1946 werden die ersten Fahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg bei Delage und Delahaye gebaut. 1949 gerät Delage in finanzielle Schwierigkeiten, immer weniger Fahrzeuge werden produziert und 1954 werden die letzten Delage angeboten. Insgesamt entstehen unter der Leitung von Delahaye zwischen 1935 und 1938 etwa 2.000 Delage und nach 1945 noch etwa 330. Die Gesamtproduktion von Delage wird mit über 50.000 Fahrzeugen angenommen.

 

11.-17.08.1905 - Insgesamt 937,1 km führt die Strecke der ersten Herkomer-Konkurrenz von München über Augsburg, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und Regensburg zurück nach München. Sie gilt als die erste Tourenwagen-Rallye der Welt. Zur ersten Auflage meldeten sich 105 Teilnehmer. Zugelassen waren nur viersitzige Tourenwagen mit Kotflügeln, Beleuchtung, Regenschutz, Raum für Gepäck und Werkzeug und mit einem Rückwärtsgang. Es siegte Edgar Ladenburg aus München auf Mercedes. Auch die beiden nachfolgenden Wagen waren Mercedes.

 

15.08.1905 - In Hamburg wird Manfred Georg Rudolf von Brauchitsch geboren. Er entstammt einem alten schlesischen Adelsgeschlecht. Ab 1933 wird Manfred von Brauchitsch Werksfahrer bei Mercedes-Benz. Als Rennfahrer ist er sehr schnell, doch wird er einerseits durch unglückliche Umstände um Siege oder gute Platzierungen gebracht, andererseits hat er sein Pech bei Rennen auch sich selbst und seinem schonungslosen Umgang mit den Fahrzeugen zuzuschreiben. Aber er fährt auch Siege ein. So gewinnt er 1937 den Großen Preis von Monaco und 1938 den Großen Preis von Frankreich. Von 1948 bis 1950 ist er der erste Präsident des AvD. 1954 zieht er in die DDR und wird dort Sportfunktionär. Manfred von Brauchitsch stirbt 2003.

 

27.09.1905 – Per Verordnung werden in Österreich verpflichtende Kennzeichen für Kraftfahrzeuge eingeführt

 

 

1906

 

1906 gründet Alfred Karfunkel das Unternemen Automobil-Bauerei Clou mit Sitz in Berlin-Charlottenburg-Westend und beginnt im gleichen Jahr mit der Produktion von Automobilen unter dem Markennamen Cloumobil. Ein Modell ist ein Dreirad. Ein Elektromotor treibt das einzelne Vorderrad an. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 25 km/h angegeben, und die Reichweite mit 80 bis 90 km. Die offene Karosserie bietet Platz für vier Personen. Der Preis beträgt 3.500 Mark. Das andere Modell ist mit einem Benzinmotor ausgestattet. Das Fahrzeug verfügte über einen Vierzylindermotor mit Magnetzündung und ein Dreiganggetriebe. Der Preis beträgt komplett mit Karosserie 6.000 Mark. 1908 endet die Produktion.

 

15.03.1906 - Henry Royce und Charles Rolls lassen in Manchester die von ihnen gegründete Automobilfirma Rolls-Royce Limited eintragen.

 

01.04.1906 - Um gesicherte Daten über die durch das Automobil im Straßenverkehr zu erhalten, beschließt das Reichsamt des Inneren ab dem 01.04.1906 im gesamten Deutschen Reich eine statistische Erhebung über Zahl und Schwere der Automobilunfälle durchzuführen. Ende des Jahres liegt die erste Statistik vor, die für die Automobilfahrer nicht günstig ausfällt. Denn Ursache der meisten Autounfälle ist demnach zu schnelles, unvorsichtiges oder vorschriftswidriges Fahren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

 

26.04.1906 - In Dresden wird in der Sächsische Automobilclub e.V. unter dem Protektorat Seiner Majestät König August von Sachsen am 26.04.1906 mit Sitz in der Ringstraße 12 gegründet. Zum ersten Präsidenten wird der Kgl. Sächs. Geh. Kommerzienrat Karl Lingner gewählt. Im Jahr nach seiner Gründung zählt der Club 137 lebenslange bzw. ordentliche Mitglieder sowie 29 außerordentliche Mitglieder.

 

05/1906 – Die 1899 von Albert Michaelis und Fritz Ebner gegründeten Automobilwerke Michaelis & Ebner mit Firmensitz in Berlin, Kurfüstendamm 217 werden aufgelöst. Das Unternehmen errichtet 1904 am Kurfürstendamm 93–95 eine Montage- und Reparaturwerkstatt. Eine Metallgießerei befindet sich in der Koloniestraße 57. Im gleichen Jahr beginnt der Import von Locomobile-Fahrzeugen. 1905 startet die Produktion von Automobilen. Der Markenname lautet Imperator. Zunächst entstehen Dampfwagen, die allerdings erfolglos sind. Im gleichen Jahr kommen die benzinbetriebenen Modelle 10 PS mit einem Zweizylindermotor und 16 PS mit einem Vierzylindermotor auf den Markt. Sie haben selbst entwickelte Motoren und Kardanantrieb. Die Fahrzeuge sind als Personenkraftwagen, Taxi und Lieferwagen erhältlich. Im September 1905 folgt der Umzug in die Streustraße 31 in Berlin-Weißensee. Kurz danach schied Michaelis aus dem Unternehmen aus. Finanzielle Probleme führten schließlich zum Ende des Unternehmens.

 

06.05.1906 - Die erste Targa Florio startet am 6. Mai 1906 um 6 Uhr mit 10 Automobilen, die im Abstand von 10 Minuten auf den 148 km langen Rundkurs gehen. Der Sieger bewältigt die vorgegebenen drei Runden in 9 Stunden und 32 Minuten. Zwischen 1925 und 1929 dominiert Bugatti mit dem Type 35 das Rennen und gewinnt fünfmal. In den 1920er Jahren ist die Targa Florio das wichtigste Sportwagenrennen, da die 24 Stunden von Le Mans, die Mille Miglia sowie die Grand-Prix-Rennen noch nicht etabliert sind. Die Rennen auf der damals etwa 22 km langen Stuttgarter Solitude wird sogar Schwäbische Targa Florio genannt. Das Eifelrennen findet ursprünglich unter ähnlichen Bedingungen statt wie die Targa Florio.

 

03.06.1906 - In Deutschland wird die Kfz-Steuer mit dem Reichsstempelgesetz vom 3. Juni 1906 zum 1. Juli 1906 eingeführt. (Reichsgesetzblatt Nr. 33/1906, Seite 708-711). Besteuert wird zunächst der Hubraum; dazu werden mittels einer Formel die Steuer-PS ermittelt, welche nicht mit den eigentlichen Leistungs-PS verwechselt werden sollen. Gültig für das Deutsche Reich vom 3. Juni 1906 bis 31. März 1928 sind folgende Formeln:

2-Takter: 0,45 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

4-Takter: 0,30 × Zylinderzahl × Zylinderbohrung² (in cm) × Kolbenhub (in m)

also:

2-Takter: 1 Steuer-PS = 175,5 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 5,70 Steuer-PS

4-Takter: 1 Steuer-PS = 261,8 cm³ oder 1 Liter Hubraum rund 3,82 Steuer-PS

 

09.06.1906 - Nach dem er aufgrund unterschiedlicher Ansichten mit der Geschäftsleitung in der Modellpolitik die von ihm gegründete Firma Benz verlassen hatte, gründet Carl Benz zusammen mit seinen Söhnen Eugen und Richard in Ladenburg eine neue Firma zum Bau von Motoren und Motorwagen: Die "C. Benz & Söhne. Carl Benz scheidet aus dieser Firma 1912 wieder aus. Zu dieser Zeit sitzt er bereits im Aufsichtsrat seiner alten Firma. Seine Söhne bauen noch bis 1924 eigene Automobile; danach verlegen sie das Geschäftsfeld auf die Produktionen von Teilen für die Automobilindustrie.

 

12.06.1906 – Matteo Ceirano und Michele Ansaldi gründen in Turin die Società Piemontese Automobili (SPA). Ein Jahr später präsentiert SPA auf dem Salone dell’automobile in Turin den SPA 28/40 HP mit einem 7.785 ccm Hubraum großen Vierzylindermotor und den SPA 60/70 HP mit einem Sechszylindermotor, der über einen Hubraum von 11.677 ccm verfügt. Gestaltet hat die Fahrzeuge Ceirano, die Motoren konstruierte Ansaldi. Ab 1908 nimmt SPA auch am Rennsport teil, im gleichen Jahr belegt Ernesto Ceirano mit dem 28/40 HP den fritten Platz bei der Targa Florio auf Sizilien. Im Jahr darauf erringt Baron Francesco Ciuppa mit dem gleichen Modell den Sieg bei der Targa Florio. Während des Ersten Weltkriegs verlassen beide Gründer ihr Unternehmen. 1909 fusioniert die Firma mit der Fabbrica Ligure Automobili Genova zur Societa Ligure-Piemontese Automobili und verlegt den Firmensitz nach Genua. Ihren ersten größeren Auftrag, eine Karosserie für den auf Basis eines SPA 23S basierenden Sportwagen namens „Torpedo“ zu fertigen, erhält 1920/21 die Turiner Karosseriebaufirma Carrozzeria Bertone von SPA. Dieser Auftrag verhilft Bertone zum Einstieg in die Automobilfertigung. Am 13. Februar 1923 verlegt SPA den Firmensitz zurück nach Turin und produziert weitere Sportwagenmodelle, unter anderem einen Sechszylinder mit 24 Ventilen und obenliegender Nockenwelle. Finanzielle Schwierigkeiten führen dazu, dass Fiat 1926 die Firma übernimmt. In diesem Zeitraum produziert SPA auch Fahrzeuge für den militärischen Sektor. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird 1947 beschlossen, die SPA-Produktion endgültig in die Fiat-Produktion zu integrieren.

 

26.-27.06.1906 - In Le Mans wird das erste Rundstreckenrennen der Automobilgeschichte ausgetragen. Mit dem Großen Preis des ACF beginnt die Geschichte der Großen Preise. Der Grand Prix von Frankreich hatte eine Länge von 103 km und musste an zwei Tagen insgesamt 12x umrundet werden. Sieger war ein ehemaliger Mechaniker von Louis Renault, der Ungar Ferenc Szisz. Er gewann mit 31 Minuten Vorsprung vor Felice Nazzaro auf Fiat, dem Albert Clément auf Clément-Bayard folgte.

 

15.07.1906 - In London wird als Sohn einer Engländerin und eines Deutschen Rudolf Uhlenhaut geboren. In München absolviert er das Studium des Maschinenbaus und kommt 1931 zu Daimler-Benz nach Stuttgart zur Versuchsabteilung unter Fritz Nallinger. 1936 übernimmt Uhlenhaut die Leitung der Rennwagenabteilung, die in diesem Jahr den Fahrzeugen der Auto Union unterlegen war. Unter seiner Leitung startet 1937 der neue W 125 durch und wird das überlegene Auto der Grand-Prix-Europameisterschaft in diesem Jahr; Rudolf Caracciola wird als Fahrer Europameister. Nach den erfolgreichen Rennen der Vorkriegszeit ist Uhlenhaut auch nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rennwagenabteilung zuständig. Er lässt mit dem Motor des Typs 300 einen Rennsportwagen bauen, der ab 1952 als W 194 (300 SL) die bedeutendsten Rennen gewinnt und ab 1954 in Form des legendären „Flügeltürer-Coupés“ auf die Straße kommt.  Uhlenhaut selbst besitzt nie ein eigenes Auto, nutzt aber z.B. das berühmte „Uhlenhaut-Coupé“ für die Fahrt zur Arbeit. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Version auf Basis des offenen 300 SLR, mit dem 1955 Stirling Moss und Denis Jenkinson die Mille Miglia gewannen. Das Fahrzeug ist für die Rennsaison 1956 vorgesehen, doch aufgrund der Tragödie von Le Mans 1955 zieht sich Mercedes-Benz für Jahre vom Rennsport zurück. Später ist Uhlenhaut Mitglied im Vorstandes Stuttgarter Autobauers und wird 1972 pensioniert. Am 08.05.1989 stirbt Robert Uhlenhaut in Stuttgart.

   

11/1906 - C. S. Rolls & Co. stellen den Rolls Royce 40/50 hp mit Sechszylindermotor vor. Namensgebend für die Baureihe wurde das Schild „Silver Ghost“ eines Vorführfahrzeugs. Das "beste Auto der Welt" wurde zwischen 1906 und 1928 in GB und in den USA 6.173 x gebaut und kostete 305 Pfund.

 

07.11.1906 – Henri Jeannin gründet die Argus Motoren Gesellschaft in Berlin. Das Unternehmen produziert Automobile, Lastkraftwagen sowie Stationär- und Bootsmotoren. Ab 1906 werden zwei Jahre lang LKW mit zweieinhalb sowie vier und fünf Tonnen Nutzlast gebaut. Bis 1910 werden auch Personenwagen hergestellt. Ein Vierzylindermotor hat 5.8821 ccm. Zunächst werden Einbaumotoren von Panhard & Levassor verwendet, später werden eigene Motoren mit zwei, vier und sechs Zylindern. Die Fahrzeuge werden auch im Motorsport eingesetzt. Am 15.07.1916 übernimmt Hauptanteilseigner Moritz Straus die Rolle des Geschäftsführers. Nach 1910 werden keine Fahrzeuge, jedoch Motoren für Boote, Flugzeuge und Automobile produziert. Nach dem Ersten Weltkrieg dürfen keine aufgrund des Versailler Vertrages keine Flugzeugmotoren gebaut werden. Nun beschäftigt man sich ausschließlich mit er Entwicklung und Verbesserung von Pkw-Motoren der Horchwerke Zwickau AG. Ab Ende der 1920er Jahre werden auch wieder Flugzeugmotoren gebaut. 1923 wechselt Paul Daimler zu Argus und macht sich hier bis 1928 einen Namen als Motorenentwickler im Bereich Flugzeugtriebwerke.1938 wird Moritz Straus im Zuge der Arisierung gezwungen, das Unternehmen zu verkaufen. Obwohl der Buchwert bei 11 Millionen Reichsmark beträgt, erhält die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke für 5,2 Mio RM den Zuschlag, während BMW 2-3 Mio RM geboten hat. Straus emigriert in die USA.

 

21.11.1906 - In München kommt das erste Automobil bereits rund 20 Jahre nach seiner Erfindung ins Museum. Zur Eröffnung des Deutschen Museums, das sich auf der Museumsinsel, einer alten Kiesbank in der Isar, befindet, stiftet Carl Benz seinen ersten Patent-Motorwagen von 1886. Im Jahr 1925 wird das Dreirad für einen historischen Korso noch einmal auf die Straße geholt. Heute befinden sich die Automobile nicht mehr auf der Museumsinsel, sondern in einer Außenstelle im Verkehrszentrum in drei ebenfalls historischen, denkmalgeschützten Messehallen auf der Theresienhöhe. Auch diese Gebäude werden bereits am 16.05.1908 als Teil der Messe München eröffnet. Hier befinden sich über 4500 Exponate, darunter rund 500 Komplettfahrzeuge vom Kinderroller bis zur Dampflokomotive. Zu den Automobilen gehören neben dem Benz Patent-Motorwagen auch ein Adler Diplomat 3 GS (Bj. 1938), ein Adler Landaulet (Bj. 1911) und ein Adler Standard 6 S (1928), ein Audi Typ C Alpensieger (1914), ein Baker Electric Roadster "Victoria" (1908), ein Cadillac Series 62 Sedan (1959), ein Citroen 2CV AZU 250 Fourgounette (1955), ein Daimler-Maybach Stahlradwagen (1889, Nachbau 1962), ein Daimler Riemenwagen (1895), ein Protos "Wettbewerbswagen" (1907), ein Ford Taunus Spezial (1950), ein Goliath Pionier (1931), ein Steyr Typ 50 "Baby" (1936), ein Volkswagen Typ 2 Fensterbus und viele andere interessante Fahrzeuge.

  

29.11.1906 - Die Neckarsulmer Fahrradwerke AG präsentiert ihr erstes selbständig entwickeltes Automobil, den "Original Neckarsulmer Motorwagen": der NSU 6/10 PS. Das Fahrzeug ist kleiner, einfacher und preiswerter als die bisher in Lizenz gebauten Pipe-Wagen und erfreut sich einer großen Nachfrage. Es konnte sowohl als Zwei- wie auch als Viersitzer geordert werden. Das Fahrzeug hat einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1.308 ccm Hubraum und 12 PS. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h.

 

29.11.1906 - Der aus Turin stammende Rennfahrer, Pilot und Ingenieur Vincenzo Lancia gründet am 29. November 1906 mit dem für Fiat tätigen Versuchsfahrer Claudio Fogolin das Unternehmen Lancia. In den frühen Jahren seiner Firmengeschichte ist Lancia vor allem im Rennsport aktiv und konnte in dieser Sparte viele wichtige Erfolge verzeichnen. Auch mit innovativen Ideen und technischen Neuerungen etabliert sich die Marke ab den zwanziger Jahren als eines der Prestigeunternehmen Italiens. Durch die regelmäßig zum Patent angemeldeten technischen Pionierleistungen, die Lancia im Bau von innovativen Fahrzeugen absolviert, kommen in kurzen Abständen immer wieder neue Lancia-Modelle auf den Markt, die sich stark von der Konkurrenz abheben. Wie viele andere Unternehmen der Automobilindustrie Europas muss auch Lancia in der Zeit der beiden Weltkriege auf den Bau von Nutzfahrzeugen für das Militär umsatteln. Nach 1945, als das starke Wirtschaftswachstum einsetzt, fertigt Lancia nicht wie die meisten Konkurrenz-Unternehmen vermehrt erschwingliche Kleinwagen an, sondern setzt weiterhin auf in der Herstellung teurer und nach aufwendigen Entwürfen produzierten Autos der oberen Preisklasse. Darüber hinaus ist Lancia in jenen Jahren für seine sportlich-eleganten Form-Entwürfe bekannt, die die außergewöhnlichen Lancia-Fahrzeuge zu begehrten Designobjekten machen. Nach dem tragischen Unfalltod des Lancia-Testfahrers Alberto Ascari im Jahr 1955 zieht sich Lancia für neun Jahre aus dem Rennsport zurück und verschenkt seine Formel 1-Sparte an Ferrari. Seit dem Jahr 1969 wird Lancia als die Nobelmarke des führenden Automobilkonzerns Fiat geführt.

 

01.12.1906 - Bei der freiwilligen Feuerwehr Grunewald wird die erste von einem Benzinmotor angetriebene Feuerlösch-Gasspritze Deutschlands in Dienst gestellt. Das 32/35-PS-Vierzylinder-Fahrgestell stammt von der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau.

 

 

1907

 

1907 werden die Aegir Automobilwerke Voigt & Gortatowski mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf gegründet. Zwischen 1907 und 1909 stellt das Unternehmen Automobile unter dem Markennamen Aegir her. Im gleichen Jahr wird auch die Deutsche Motorfahrzeugfabrik GmbH in Berlin gegründet und produziert unter dem Markennamen Autognom Fahrzeuge her. Diese werden auf der Berliner Automobilausstellung und dem Pariser Automobilsalon präsentiert, doch noch im gleichen Jahr endet die Produktion, die Firma wird von Motorfahrzeugfabrik Roland Brandt, deren Produktion dann 1910 oder 1911 endet.

 

28.05.1907 - Das erste Rennen auf der Isle of Man findet mit 25 Fahrern statt. Es geht über den St. John’s Short Course, der von St. John’s über Ballacraine, Kirkmichael und Peel führt. Die rund 25 km lange Strecke ist zehnmal zu umrunden. Die ersten Sieger sind Charlie Collier auf Matchless bei den Einzylindern und Rem Fowler auf Norton mit Peugeot-Motor bei den Zweizylindern. In den Jahren 1909 und 1910 wird nur eine Klasse ausgeschrieben. Diese ist sowohl für Einzylindermaschinen mit Hubräumen bis 500 ccm als auch für Zweizylinder mit bis zu 750 ccm offen.

 

06/1907 – Der Textilfabrikant und Rennfahrer Theodor Freiherr von Liebieg gründet zusammen mit Oscar von Klinger und Alfred Ginskey in Rosenthal bei Reichenberg (Österreich-Ungarn) die Reichenberger Automobil Fabrik. (RAF). Eines der ersten Modelle ist das Modell T mit einem 4,5-Liter-Vierzylindermotor und 30 PS. Es verfügt bereits über eine Vierradbremse und wird 1908 auf dem Prager Automobilsalon vorgestellt. Es folgen weitere Modelle, die sich jedoch nur in kleinen Stückzahlen verkauft werden können. Daher werden auch in Lizenz der Hansa 6/14 PS und der Hansa 10/22 PS der Vareler Hansa-Werke gefertigt. Als sich 1912 der Niedergang der Firma RAF abzeichnet, fusioniert sie noch im gleichen Jahr mit Laurin & Klement. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstehen noch zwei weitere Modelle. Viele Konstruktionen von Laurin & Klement basieren auf früheren RAF-Konstruktionen.

 

10.06.1907 - In Peking starten fünf von ursprünglich 40 gemeldeten Teams mit ihren Automobilen zur Fahrt nach Paris. Für die von der Zeitung Le Matin ausgelobten Rallye gab es keine Regeln, derjenige, der zuerst in Paris ankommt, erhält als Gewinn eine Magnum-Flasche Mumm-Champagner. Ohne jegliche Unterstützung durch Wegweiser oder Vorausteams führt das Rennen durch die für die Fahrer völlig unbekannten Länder, in denen es häufig keine Straßen gibt, geschweige denn Kartenmaterial oder Tankstellen. Der Treibstoff wurde in Fässern mit Kamelen zu festgelegten Stationen entlang der Strecke gebracht. Sieger des Rennens wird am 10.08.1907 der italienische Fürst Scipione Borghese, begleitet durch seinen Mechaniker und Chauffeur Ettori Guizzardi sowie den Reporter Luigi Barzini vom Corriere della Sera. Borgheses Fahrzeug ist ein Itala mit 7.433 ccm Hubraum und 45 PS. Zweiter werden Charles Goddard und Jean du Tailles auf Spyker. Die drei übrigen Fahrzeuge, ein Contal und zwei De Dion-Bouton, erreichen Paris nicht.

 

13.-14.06.1907 – Mit dem Kaiserpreis-Rennen findet die zweite große internationale Motorsportveranstaltung nach dem Gordon-Bennett-Rennen 1904 in Deutschland statt. Die Route führt auf einem 117 km langen Rundkurs durch den Taunus mit Start und Ziel am Kastell Saalburg. An der Auswahl der Strecke soll Kaiser Wilhelm II. persönlich beteiligt gewesen sein. In zwei Vorläufen entscheidet sich, wer am zweiten Tag am Hauptrennen teilnehmen darf. Darin siegt Felice Nazzaro auf Fiat, nach der Targa Florio sein zweiter Sieg in diesem Jahr bei einem bedeutenden Rennen. Aus deutscher Sicht ist der Rennverlauf dagegen erneut enttäuschend. Zwar wird Carl Jörns auf Opel 34/65 PS der Preis für das beste deutsche Fahrzeug verliehen, was dem Hause Opel gleichzeitig den Titel „Hoflieferant“ beschert, dennoch bleibt der Kaiserpreis von 1907 – im Gegensatz zum Grand Prix – ein einmaliges Ereignis, das trotz großen Teilnehmerzuspruchs und Zuschauerinteresse im darauffolgenden Jahr keine Fortsetzung mehr findet.

 

17.06.1907 – In Weybridge in Surry (GB) wird die Brooklands-Rennstrecke mit einem großen Fest, Auto- und Pferderennen, auf die man damals nicht verzichten wollte, eröffnet. Noch gibt es kaum Vorbilder für solche Veranstaltungen, und so lehnen sich die Regeln an Pferderennen an: Um die Fahrzeuge voneinander zu unterscheiden, tragen die Fahrer wie Jockeys farbige Rennjacken. Fahrtrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn. Jeder Teilnehmer legt die vorgegebene Rundenzahl zurück und biegt nach der letzten Runde in die Zielgerade ein. Hinter der Ziellinie geht es noch ein kurzes Stück wieder über die Strecke, bevor eine Straße links Richtung Boxengasse führt. Die unternehmungslustige Gattin des Gründers, Ethel Locke-King, donnert in ihrem riesigen Itala mit der damals sagenhaften Geschwindigkeit von 90 mph (145 km/h) über die erhöhten Kurven – das öffentliche Geschwindigkeitslimit liegt bei nur 20 mph (32 km/h). Die Gottlieb Daimler Memorial Plate wird ausgelobt – ein Daimler gewinnt mit fast einer Runde Vorsprung. Beim Montague Cup am gleichen Tag fährt ein Mercedes 120 PS als Erster über die Ziellinie; eine offizielle Zeit gibt es nicht, aber man vermutete eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 82 mph (132 km/h). Die Gesamtlänge der Rennstrecke inklusive der Zielgeraden beträgt 5,2 Kilometer. Davon sind 3,2 Kilometer ebene Strecke, rund 30 Meter breit. Dazu kommen zwei Steilkurven. Die längere, Byfleet Banking, hat einen mittleren Radius von 472 Metern, ist rund sechs Meter hoch und hat eine Überhöhung von fünf Metern. Die kürze, Members Banking, hat einen mittleren Radius von 305 Metern, ist 8,50 Meter hoch mit einer Überhöhung von 10 Metern. 5000 Sitzfläche sind vorhanden, der Raum für Stehplätze wird auf 250.000 geschätzt.

 

28.06.1907 – Der britische Rennfahrer Selwyn Edge startet auf der neuen Rennstrecke von Brooklands zu einer 24-Stunden-Fahrt, um den Streckenrekord von 1754 Kilometer zu brechen, den zwei Amerikaner halten. Edge’s Fahrt voraus geht eine intensive Diskussion, ob der Mensch diese Anstrengungen und Geschwindigkeit aushalten könne und ob das Auto überhaupt solange halten werde – die Diskussion bringt vor allem der neuen Rennstrecke eine unverhoffte Werbung. Edge erreicht sein Ziel: Innerhalb von 24 Stunden legt er bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107,87 km/h rund 2546 Kilometer zurück. Gleichzeitig setzt er Weltrekorde für sämtliche Zeitenstrecken von 1 bis 24 Stunden sowie Zeitrekorde für 50 Meilen und 1000 Meilen. Sein Fahrzeug ist ein Napier 60 PS, der zwar seiner Touringkarosserie beraubt, sonst aber wohl weitgehend serienmäßig war. 1922 verbessert er seinen 24-Stunden-Rekord auf 2.868 km und 1937 bestreitet er im Alter von 69 Jahren sein letztes Rennen. Drei Jahre später stirbt er in Eastborne.

 

12.07.1910 – Im Alter von nur 32 Jahren verstirbt der britische Unternehmer, Flugpionier, Automobilrennfahrer und – zusammen mit Frederick Henry Royce – Gründer des Automobilunternehmens Rolls Royce, Charles Stewart Rolls. Schon in seiner Jugend interessiert Rolls sich für Motoren und gründet 1904 mit Royce die Automobilfabrik Rolls-Royce. Rolls ist für das Geschäftliche, Royce ist für die Technik zuständig. Charles Roll ist auch ein Flugpionier und erhält als zweiter Brite vom Royal Aero Club eine Fluglizenz. Am 26.12.1908 demonstriert er die Möglichkeiten einer Ballonfahrt. Am 02.06.1910 überfliegt Rolls als Erster nonstop „hin und zurück“ den Ärmelkanal. Sechs Wochen später stirbt Charles Rolls bei einem Flugunfall über Bournemouth.

 

01.09.1907 – Ettore Bugatti unterschreibt einen Arbeitsvertrag bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz AG in Köln und entwickelt nebenbei im Keller seines Hauses in Mülheim am Rhein einen sehr leichten Wagen. Am 15.12.1909 wird ihm nach der Entwicklung von nur zwei Vierzylindermodellen schon wieder, mit einer hohen Abfindung, gekündigt. Angeblich verbraucht er den Entwicklungsetat an falscher Stelle: Seine Konstruktionen sind angeblich zu kompliziert und deren Fertigung zu unwirtschaftlich.

 

17.09.1907 – Die Harley-Davidson Motor Company of Milwaukee wird gegründet. Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt. Präsident wird Walter Davidson, Sekretär und Verkaufsmanager Arthur Davidson, William Harley wird Chefingenieur, William Davidson Vizepräsident und Produktionsleiter. Die Geschäftsanteile werden bei einem Einlagevermögen von 14.200 US-Dollar folgendermaßen aufgeteilt: Walter Davidson: 50 Anteile, Arthur Davidson: 47 Anteile, William A. Davidson: 40 Anteile und William S. Harley: 5 Anteile. Begründet wird dies vom Unternehmen damit, dass Walter Davidson eine Familie zu ernähren hat, während William Harley studiert.

 

30.09.1907 - Die Firma Anderson Carriage Company liefert das erste Fahrzeug des "Detroit Electric" aus, bis zum Jahresende werden neun weitere Fahrzeuge gebaut. Das Modell C ist ein zweitüriges Coupé, das Modell D ein viersitziger Brougham, zwei Jahre später folgt das Modell L als Roadster. Zu den bekanntesten Besitzern gehören Thomas Edison und John D. Rockefeller. Am bekanntesten ist jedoch die Besitzerin Dorette Duck - eine Comicfigur. Sie ist die Großmutter der Donald Duck Comics. Ein Detroit Electric ist auch im Automuseum Melle zu sehen.

 

01.10.1907 - Auf Grund vermehrter Fälle von Fahrerflucht beginnen in den deutschen Staaten zwischen 1870 und 1890 die ersten örtlichen Behörden, Nummernschilder für Fahrräder vorzuschreiben. Sie werden lokal ausgegeben und unterscheiden sich farblich. 1896 wird in Baden das erste Nummernschild an einem der neuen Automobile befestigt. 10 Jahre später gibt es die erste einheitliche Regelung zum Anbringen von Nummernschildern an allen Kraftfahrzeugen, die ein Jahr später am 01.10.1907 in Kraft treten und für alle 26 Länder des Deutschen Reiches gelten. Die Kennzeichen sollen der Identifizierung nach Fahrerflucht und anderen Verstößen dienen. Zu diesem Zeitpunkt sind im Deutschen Reich 10.15 Pkw, 15.954 Krafträder und 957 Lkw zugelassen. Anfang des 20. Jahrhunderts führen immer mehr europäische Länder Kraftfahrzeugkennzeichnungen ein. Doch gegen die Einführung von Kraftfahrzeugkennzeichen gibt es auch Proteste. Die Nummerierungen würden die Automobile entstellen und sie erhielten den Charakter von Mietwagen.

 

10.10.1907 - Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt die Anschaffung eines Automobils für den Magistrat.

 

21.10.1907 - Fritz Schiermeier gründet eine Automobil-Handelsfirma. Am 21. Oktober 1907 schließt er seinen ersten Händler-Vertrag mit der Firma Adam Opel AG und übernimmt die Vertretung für den Nordwestdeutschen Raum mit Sitz in Osnabrück. 2023 endet die Zusammenarbeit von Schiermeier und Opel.

 

14.11.1907 - Das Kaiserliche Patentamt erteilt den Horchwerken ein Patent für eine neu entwickelte Sechsfachkolbenpumpe zur Motorschmierung. Nun sorgen in die Verteilerdome eingebrachte sechs Kolben für gleichmäßigen Schmierstoff, die durch einen Zahnradgetriebenen Drehschieber - über Nocken bewegt - einen minimalen Kolbenhub freigeben. Diese Frischölschmierung sichert den Bedarf in den Lagern und bleibt den Horch-Wagen bis zum Auslauf der alten Konstruktionen erhalten.

 

02.12.1907 - Nach Berechnungen der "Welt am Montag" erfordert ein Automobil mit 24 PS jährlich 12.000 Mark Betriebskosten. Ein Arbeiter verdient im gleichen Zeitraum durchschnittlich etwa 900 Mark.

 

 

1908

 

12.02.1908 - In New York startet das "Greatest Auto Race", einem Autorennen über 22.000 Kilometer. Sechs Teams, darunter ein deutsches mit einem Protos-Wagen, machen sich auf den Weg zu einer spektakulären Wettfahrt. Die Strecke führt über 3000 Meter hohe Berge, Flüsse ohne Brücken müssen passiert werden, es geht über kilometerlange Schlammpisten, durch Wüsten. Banditen und Wölfe gefährden die Reisenden. Der in Berlin-Reinickendorf gebaute Protos-Wagen wird von einem Vierzylindermotor mit 4.360 ccm Hubraum angetrieben, hat 30 PS und fährt maximal 90 km/h. Er hat einen wuchtigen Aufbau mit einer zugluftdichten Plane und dient gleichzeitig als provisorische Reparaturwerkstatt. Über den drei Sitzen gibt es einen notdürftigen Schlafplatz. Angeführt wird die deutsche Crew von Oberstleutnant Hans Koeppen. Ab New York sind als Fahrer und Mechaniker Hans Knape und Ernst Maas mit an Bord, die ab Wladiwostok durch Kaspar Neuberger und Robert Fuchs ersetzt werden. Zur ihrer Ausrüstung gehören Ersatzteile, Lebensmittel, Waffen, Medikamente und Schlittenkufen. Sechs Extratanks enthalten 700 Liter Benzin und 100 Liter Öl. Der Durchschnittsverbrauch beträgt 30 Liter Benzin. Drei Fahrzeuge kommen ins Ziel, als erstes der Prototyp. Doch mit zweifelhaften Gründen wird der vier Tage später eintreffende George Schuster mit seinem Thomas-Flyer zum Sieger erklärt.

 

03/1908 - Dr. Elisabeth von Papp nimmt ihren Dienst als erste Taxi-Chauffeurin Deutschlands - "polizeilich concessioniert" - auf. Mit einem offenen Adler-Wagen ist die gebürtige Ungarin auf den Berliner Straßen unterwegs. Doch sie muss bald aufgeben aufgrund von vielen Kunden und Kollegen. Außerdem weigert sie sich, dem Transportarbeiterverband beizutreten.

 

01.03.1908 - Nach mehr als 20.000 Kilometern trifft als erster Wagen beim Autorennen New-York – Paris der Protos mit Oberleutnants Hans Koeppen in Chicago ein. Der von der Wagenfabrik Jos. Neuss für diese Fahrt aufgebaute Protos-Wettfahrtwagen steht heute im Deutschen Museum.

 

24.03.1908 - Für seinen erfundenen handbetriebenen Scheibenwischer für vordere Autoscheiben erhält der autobegeisterte Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II., ein deutsches Patent. Seine Erfindung findet allerdings wenig Verbreitung.

 

08.05.1908 - Der italienische Rennfahrer Vincenco Trucco siegt auf Isotta-Fraschini bei der 3.Targa Florio mit einem Durchschnitt von 57.065 km/h. Der Mailänder ist ein Freund von Alfieri Maserati, mit dem er eine Zündkerze patentieren lässt.

 

26.05.1908 - In Masjid-i-Suleiman, im Süden des heutigen Iran, wird Erdöl entdeckt. Daraufhin gründet sich 1909 die Anglo-Persian Oil Company (APOC), die als erstes Unternehmen die Ölreserven im Nahen Osten anzapft und verarbeitet. Die APOC schließt Konzessionsverträge mit Persien. 1954 benennt sie sich in British Petroleum Company um, heute bekannt als BP.

 

09.06.1908 - In Berlin erfolgt der Start zur ersten Prinz-Heinrich-Fahrt für Automobile. 129 Fahrzeuge gehen an den Start der über rund 2.200 km langen Tour. Sie führt über Kiel, Hamburg Köln und Trier nach Frankfurt, wo sie am 17. Juni endet. Sieger wird Fritz Erle-Mannheim auf einem Benz-Wagen. Gestiftet wird die Tourenwagen-Konkurrenz vom automobilbegeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder des deutschen Kaisers Wilhelm II. Ausgerichtet wird die Fahrt vom KAC, dem Kaiserlichen Automobil-Club.  1909 und 1910 findet die Prinz-Heinrich-Fahrt erneut statt. Dabei siegen Wilhelm Opel bzw. Ferdinand Porsche.

 

07.07.1908 - Den dritten Grand Prix von Frankreich in Dieppe gewinnt der deutsche Rennfahrer Christian Lautenschlager auf einem Mercedes. Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei Benz-Wagen.

 

09.07.1908 - Auf die Strecke Berlin-Stettin-Kiel-Hamburg-Hannover-Köln-Trier-Frankfurt am Main gehen anlässlich der ersten Prinz-Heinrich-Fahrt 129 Wagen. Der Pokal wird vom begeisterten Rennfahrer Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem Bruder vom damaligen Deutschen Kaiser, gestiftet. Teilnehmen dürfen nur viersitzige Tourenwagen mit drei Personen. Zusätzlich fährt ein Kontrolleur der Fahrtleitung in jedem Wagen mit. Auf der Strecke gibt es immer wieder Schnelligkeitsprüfungen auf abgesperrten Straßen. 1908 siegt Fritz Erle (auf Benz), 1909 Wilhelm Opel (auf Opel) und 19010 ist Ferdinand Porsche bei der letzten Prinz-Heinrich-Fahrt (auf Austro-Daimler).

 

22.07.1908 – Fredric J. Fisher und sein Bruder Charles J. Fisher gründen in Detroit die Fisher Body co., Geldgeber ist ihr Onkel Albert Fisher. Der Stellmacherbetrieb baut Karosserien für andere Automobilhersteller wie z.B. Ford und Oldsmobile. 1909 verließ Albert Fisher das Unternehmen, da er mit der Geschäftspolitik seiner Neffen nicht einverstanden ist. Mit Hilfe der Familie Mendelssohn kann man ihn auszahlen. Die beiden Brüder Mendelssohn und ihre Firma treten nun in das Unternehmen ein wie auch die anderen fünf Brüder von Frederic und Charles Fisher. 1910 wird aufgrund von Aufträgen für die neuen geschlossenen Karosserien, z.B. von Cadillac, die Fisher Closed Body Co. gegründet. Die Fisher Body Co. ist mit ihren Entwicklungen von Kurbelfenstern, nach hinten geneigten Windschutzscheiben und entspiegeltem Glas ein Vorreiter in der Karosserietechnologie. 1914 hat Fisher bereits 14 Niederlassungen in den USA und stellt in diesem Jahr rund 105.000 Karosserien her. 1916 werden beide Firmen zusammengelegt, Sitz ist nun News York City. 1919 entstehen Überlegungen, nicht nur Karosserien, sondern auch ganze Automobile zu bauen. Ford, Studebaker und GM machen Übernahmeangebote, wobei GM zum Zuge kommt und zunächst 60 % des Firmenkapitals erwirbt. 1920 werden bereits 378.978 Karosserien bei Fisher gefertigt .1924 hat Fisher 44 Werke mit 40.000 Mitarbeitern, die jährlich 500.00 Karosserien produzieren. 1926 übernimmt GM auch die restlichen 40 & von Fishers Firmenanteilen und Fisher ist nur noch eine GM-Division. Die Fisher-Brüder werden Direktoren bei GM.

 

26.07.1908 - Der Sieger des Automobilrennens „Rund um die Erde”, der deutsche Oberleutnant Hans Koeppen, trifft auf seinem Protos-Wagen in Paris ein. Jedoch werden ihm für einen von den als Rennleitung eingesetzten Franzosen genehmigten Bahntransport nachträglich 15 Tage angerechnet. Da er nur mit drei Tagen Vorsprung in Paris eintrifft, wird der US-Amerikaner George Schuster zum Sieger erklärt.

 

21.08.1908 - Der niederösterreichische Landschulrat in Wien gibt einen Erlass an die Bezirksschulräte über das "Steinewerfen gegen Automobile" heraus. Besonders die Landjugend empfinde "noch immer eine Abneigung gegen das moderne Verkehrsmittel", der es durch das Bewerfen der Autos mit Steinen und Stöcken Ausdruck verleihe.

 

06.09.1908 – Der hessische Erfinder und Unternehmer Friedrich Veith stirbt in Sandbach. Nach einem Ingenieurstudium legt Friedrich Veith 1882 das Examen ab und findet Anstellung in einer Mainzer Maschinenfabrik. 1889 geht er nach Frankfurt am Main zu der Gummiwarenfabrik Hölter & Hartmann und befasst sich dort als Betriebsingenieur mit Entwicklungs- und Organisationsaufgaben. Er strebt laufend nach der Verbesserung von Motorrad- und Fahrradbereifungen und lässt sich auf diesem Gebiet etliche Erfindungen patentieren. Mit seinem Schwiegervater Alexander Wahlig gründet er in Offenbach am 19. Dezember 1896 die Firma Veith & Co. und beginnt die Produktion von Bereifungen nach eigenen Patenten. Als Friedrich Veith ein Benz-Automobil erwirbt, wird er mit den Mängeln der damals üblichen Bereifung konfrontiert. Die Lebensdauer der üblichen Hochdruck-Wulstbereifung beläuft sich auf bestenfalls 2000 bis 3000 Kilometer. Auf Reisen ist die Mitnahme von mitunter vier, sechs oder mehr Ersatzreifen und Schläuchen empfehlenswert. Unzählige auf den Straßen herumliegende klobige Hufnägel zerstören die Bereifung immer wieder. Ein Reifenwechsel dauert rund eine Stunde, das ganze Rad muss abmontiert werden, beim Hinterrad auch die Antriebskette. Ab 1902 beginnt sich Veith mit Dampf-Automobilen zu befassen. Er entwirft Dampfwagen, die gegenüber den damals aufkommenden schweren Serpollet-Fahrzeugen von leichterer Bauart sein sollen. Im Sommer 1903 kaufte Friedrich Veith in Sandbach im Odenwald eine ehemalige Ölmühle an der Mümling mit Wasserkraftnutzung. Er verlegt seine Reifenproduktion dorthin, um genormte Qualitätsreifen herzustellen. Er ist der erste Reifenproduzent in Europa, der in Absprache mit den seinerzeit größten Automobilfabriken eine Reifen-Norm und ebenso genormte Felgen einführt. Veith stellt seine Reifen den Werken Benz und Daimler zwecks Erprobung zur Verfügung. Als der Kaiser die Ausstattung der Verkehrstruppen des Heeres mit einer Anzahl Veith-Reifen befürwortete, werden sie dort ausgiebigen Belastungs- und Bewährungsproben unterzogen. Am 13.11.1903 wird beim Amtsgericht Höchst die Firma Veith & Co. Veithwerke bei Höchst i. Odw. zu Sandbach eingetragen. Die in Sandbach hergestellten Reifen zeigen eine erstaunliche Betriebssicherheit und Lebensdauer. Seine am weitesten entwickelte Reifenbauart bezeichnet er als Radialreifen. Als sich Heeres- und Marineverwaltung entschließen, alle Fahrzeuge mit Veith-Reifen auszurüsten, beginnt ein langwieriger und äußerst unangenehmer Streit mit der Continental AG, die, auch mit unlauteren Mitteln, namentlich durch Verletzung von Veith-Patenten, versuchen, den lästigen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Veith sieht sich zu einem zermürbenden gerichtlichen Patentstreit gezwungen, den er letztlich gewinnt. Am 23.11.1906 wird auf Betreiben von Friedrich Veith die Veithwerke AG mit Sitz in Sandbach gegründet, nachdem er Investoren gefunden hat, um sein Unternehmen auf eine breitere Kapitalbasis zu stellen. Es verfügt nun über ein Grundkapital von 2.000.000,00 Mark. Mit der Produktion von Reifen und Schläuchen für Fahrräder, Motorräder und Automobilen wurde bis 1939 die Anzahl der Mitarbeiter auf 1000 erhöht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1946 die Produktion durch die Veith Gummiwerke GmbH wieder aufgenommen. 1963 erwirbt der Konzern Pirelli die Mehrheitsbeteiligung an der Veith Gummiwerke GmbH mit der gleichzeitigen Umwandlung in die Veith-Pirelli GmbH.

 

08.09.1908 - In Berlin wird der erste Löschzug der Feuerwehr mit vier elektrisch angetriebenen Wagen in Betrieb genommen. Der Zug besteht aus Gasspritze, Gerätewagen, Dampfspritze und Drehleiter. Nach zweijährigen Probefahrten über 10.000 Kilometer mit einem Elektro- und einem Dampfauto entscheidet man sich für Daimlerfahrgestelle mit Radnabenantrieb System Lohner-Porsche.

 

16.09.1908 - Die Automobilfirma General Motors wird durch William C. Durant als Holdinggesellschaft gegründet und übernimmt im Anschluss daran Buick und Oldsmobile. Im darauffolgenden Jahr übernimmt GM mit Cadillac, der Cartercar Company, der Elmore Manufactoring, der Ewing Automobile Company und Oakland (später Pontiac) fünf weitere Konkurrenten. Im Jahr 1918 kommt Chevrolet zum Konzern. Auch Busse und LKW gehören zur Produktionspalette. GM expandiert auch ins Ausland und übernimmt 1928 den deutschen Hersteller Opel. Mit seinen Tochterfirmen beliefert GM im Zweiten Weltkrieg alle Kriegsparteien, genauso wie der Mitbewerber Ford. 1950 wird General Motors wegen einer Verschwörung zu einer Geldstrafe vom 5000 US-Dollar verurteilt (heutiger Wert: ca. 50.000 US-Dollar). GM hat versucht, das Netz der elektronischen Straßenbahnen aufzukaufen und zu zerstören, um den öffentlichen Nahverkehr auf GMC-Busse umzustellen. Dieses Ziel verfolgt GM bereits seit den 20er Jahren. Ende 1955 verkündet GM als erstes amerikanisches Unternehmen einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar.

 

27.09.1908 - In Detroit wird das erste Ford Modell T fertiggestellt. Zwischen 1908 und 1927 entstehen 15.007.033 Exemplare. Dieser Wert wird erst im Februar 1972 durch den VW Käfer erreicht. Henry Ford legt bei der Entwicklung des Modell T Wert auf einfachste Bedienung und Reparatur. Aus diesem Grund bekommt der Wagen kein konventionelles Getriebe mit Kupplung und Wählhebel. Es gibt weder eine Kühlwasserpumpe, einen Ölfilter, eine Kraftstoffpumpe oder einen Ölmessstab. Die Konstruktion ist so simpel, dass fast alle Reparaturen ohne Spezialwerkzeuge ausgeführt werden können. Ford hat erkannt, dass alle Bauteile mit gleichbleibend hoher Qualität und nur kleinen Toleranzen gefertigt werden müssen, um eine störungsfreie Montage am Fließband zu ermöglichen. Das Modell T gibt es in zahlreichen Varianten, u.a. als Coupé, viersitziges Cabrio („Touring“) zweisitziges Cabrio („Runabout“), Limousine („Tudor“) oder Lastkraftwagen („One-Ton-Truck“). Angetrieben werden die T-Modelle von einem Reihenvierzylinder mit 2,9 Liter Hubraum. Zunächst wird der „T“ konventionell, ab dem 14.01.1914 wird auf Fließbandproduktion umgestellt. Dadurch kann der Verkaufspreis von 850 US-$ auf 370 US-$ gesenkt werden. Im gleichen Jahr wird der Wagen nur noch in der Einheitslackierung schwarz gefertigt, eine Farbe, die zuvor nicht im Programm war.

 

15.11.1908 - In Wien wird der später erfolgreiche Motorradrennfahrer und Tuner Carlo Abarth geboren. Mit fünf Jahren zieht er mit seiner Familie nach Meran, dem Geburtsort seines Vaters, und wird italienischer Staatsangehöriger, da sein Vater sich nach der Annexion Südtirols für Italien entscheidet, Zurück in Wien fährt er später Radrennen und beginnt eine Ausbildung als Motorradmechaniker. Kurz darauf fährt er auch Motorradrennen. 1928 gründet er sein erstes eigenes Team. Nach einem Unfall mit bleibenden Schäden nach einer Knieverletzung steigt er auf Seitenwagenrennen um.  Nach weiteren Unfällen stellt er seine Rennfahrerkarriere ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründet er mit Armando Scagliarini die Firma "Abarth" in Bologna, verlegt diese kurz darauf nach Turin. Von der zahlungsunfähigen Firma Cisitalia übernimmt er deren Rennfahrzeuge. Abarth wird in der Folgezeit als Anbieter von Fahrzeugtuning, aber auch als Hersteller von Eigenkonstruktionen weltberühmt. 1979 stirbt Carlo Abarth und wird auf dem Grinzinger Friedhof in Wien beerdigt.

 

1908 - Der „Grieve“ wird gebaut, das erste Automobil, dass in Südamerika entworfen wurde. Gebaut wird der „Grieve“ vom peruanischen Ingenieur Juan Alberto Grieve. Das Fahrzeug ist stark genug, um die schlechten Straßen und das schwierige Terrain Perus zu überwinden. Die einzigen importierten Teile des „Grieve“ sind die Reifen von Michelin, der Bosch-Starter und der Vergaser. Das Auto hat vier Zylinder und eine Leistung von 20 PS. Der Preis beträgt 300 Pfund, die Hälfte eines europäischen Autos mit gleicher Leistung. Doch Perus Präsident Leguia ist der Auffassung "Wir brauchen die Produkte der fortgeschrittenen Länder und nicht Experimente mit peruanischen Produkten". Er verweigert finanzielle Unterstützung und so wird eine peruanische Automobilindustrie verhindert.

 

 

1909

 

1909 wird die Bergmann-Metallurgique Gesellschaft mbH als Tochtergesellschaft der Bergmann Elektizitätswerke in Berlin gegründet. Sie besitzt die Lizenz zum Bau der belgischen Métallurgique-Wagen in Deutschland. Die geschäftliche Verbindung wurde von Herzog Ludwig von Bayern vermittelt, dessen Schwester mit dem belgischen König verheiratet ist. Der Herzog ist auch Aufsichtsratsmitglied in dem Unternehmen. Die Modelle des belgischen Lizenzgebers werden unverändert übernommen und bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gebaut. Dann gibt man die Pkw-Fertigung auf und baut Lkw. Nach dem Krieg läuft die Pkw-Fertigung wieder an; die Lizenz ist aber von Métallurgique entzogen worden. So entstehen nur noch wenige Exemplare unter dem Namen Bergmann aus Teilen, die aus der Zeit vor dem Krieg noch vorhanden sind. 1922 wird die Fertigung eingestellt.

 

15.01.1909 - In Köln wird Jean Bugatti, der älteste Sohn des bei der Firma Deutz beschäftigten Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti, geboren. Ein Jahr später zieht die Familie nach Molsheim ins Elsass, wo der Vater sich mit einer eigenen Automobilfirma selbständig macht. Mit 21 Jahren beginnt Jean, im Designlabor des Unternehmens Touren- und Sportwagen zu entwerfen. Im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Automobile funktional und streng minimalistisch sein müssen, hat er ein Gespür für Proportion, Form und fließende Konturen.  Anfang der dreißiger Jahre entwirft er die sechs Meter lange 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royale "roadsters Esders". Seine Handschrift tragen auch die Typen Bugatti Royale coupé de patron, der Type 55 Roadster, der hinreißend schöne Bugatti Aérolithe und der Bugatti Type 57 SC Atlantic - heute eines der teuersten Automobile überhaupt. Jean Bugatti konstruiert aber auch Motoren und Chassis und betätigt sich gegen den ausdrücklichen Willen eines Vaters als Testfahrer. 1936 geht die Leitung der Automobilproduktion vollständig auf Jean Bugatti über. Drei Jahre später verunglückt er bei einer Testfahrt mit einem Type 57 C "Tank", der noch kurz zuvor die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h muss Jean einem Fahrradfahrer ausweichen, der plötzlich aus einem Feld kam, und prallte frontal gegen einen Baum. Nach seinem Tod führt sein Bruder Roland Bugatti die Geschäfte weiter. Vater Ettore hat sich vom Verlust seines ältesten Sohnes nicht mehr erholt.

 

24.02.1909 - Paul Kleinschnittger wird in Hoppecke (heute Brilon in NRW) geboren. Der Modellbautischler beginnt 1939 mit der Entwicklung eines Automobils und stellt aus alten Flugzeugteilen ein Fahrgestell.  Einen ersten Prototyp stellt er Ende der 1940er Jahre vor.  Dieser verfügt über eine Windschutzscheibe aus Plexiglas, Kotflügel eines Motorrades und einen 98 ccm-DKW-Motor. Allerdings fehlen z.B. Winker und er besitzt nur einen Scheinwerfer, so dass das Straßenverkehrsamt in Niebüll eine Zulassung verweigert. Mit dem Kaufmann Walter Lembcke findet Kleinschnittger einen Geldgeber, die Kleinschnittger GmbH wird in Arnsberg gegründet. 1950 beginnt die Produktion des ersten deutschen Kleinwagens, des Kleinschnittger F 125, ein offener Zweisitzer. Kurz danach steigt Lembcke wieder aus. Insgesamt sieben Jahre wird der F 125 gebaut, es entstehen rund 2.000 Fahrzeuge. Der F 125 hat einen 1 Zylinder-Zweitaktmotor mit 0,125 Liter Hubraum und zuletzt 6 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei stolzen 70 km/h. Einen Rückwärtsgang besitzt das Fahrzeug nicht, zum Wenden wird das nur 150 kg leichte Fahrzeug einfach angehoben und umgedreht. Spätestens 1957 ist das Fahrzeug nicht mehr zeitgemäß. Mangels Käufer muss Kleinschnittger Konkurs anmelden. Kleinschnittger und seine Frau produzieren nun Holzbeschläge für die Lampenindustrie und Schweißelektroden für AEG. Am 3. Januar 1989 stirbt Paul Kleinschnittger in Marsberg.

 

23.03.1909 - In Bissingen/Enz wird die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH von Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin gegründet. Zunächst entwickelt und baut die Gesellschaft Diesel- bzw. Gasmotoren für die Luftschiffe der Zeppelin-Werke. Da nach dem 1. Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages Deutschland die Produktion von Luftschiffen und Flugzeugen verboten ist, beginnen das 1918 in Maybach-Motorenbau GmbH umbenannte Unternehmen mit der Herstellung von Automobilen.  1919 entsteht der erste Versuchswagen, der erste zum Verkauf angebotene Wagen "W 3" wird 1921 auf der Berliner Automobilausstellung präsentiert. Maybach-Fahrzeuge gelten als Luxuswagen. Bis 1941 werden lediglich 2300 Maybach-Fahrzeuge hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wird die Fahrzeugproduktion mangels Kapitals nicht wieder aufgenommen und das Unternehmen beschränkt sich auf den Motorenbau für Schienenfahrzeuge und Schiffsdiesel. 1960 übernimmt Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH.

 

04/1909 - Die Daimler-Motoren-Gesellschaft beschließt den Bau von Versuchsfahrzeugen mit dem vom Amerikaner Charles J. Knight erfundenen ventillosen Schiebermotor. Sein Vorteil sind die außergewöhnliche Laufruhe und Kultiviertheit. Das erste Exemplar einer Versuchsserie von sechs Stück wird am 23. Juni 1909 fertig gestellt. Die Erprobung ist erfolgreich, und so erwirbt die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) im März 1910 die Lizenzen zur Produktion der Knight-Motoren für einen Zeitraum von zunächst zehn Jahren. Mitte 1910 debütiert auf dem Pariser Automobil-Salon dann das erste Serienmodell mit Knight-Motor, ein Mercedes 16/40 PS mit 4-Liter-Vierzylinderaggregat. Die Serienfertigung des Typs beginnt Anfang 1911, er bleibt bis 1924 im Fertigungsprogramm. Zwei weitere Vierzylindermodelle, der 10/30 PS und der 25/65 PS, gehen 1913 in Produktion, sie werden bis 1915 gebaut. Vom Vierliter-Typ entstehen innerhalb von 14 Jahren rund 5.500 Stück.

 

06.04.1909 - Hermann Lang wird in Stuttgart-Cannstatt geboren. Zu seiner Zeit stammen die Rennfahrer zumeist aus aristokratischen Familien, während Lang aus bescheidenen Verhältnissen kommt und sich seinen Weg nach oben hart erarbeiten muss. Zunächst macht er eine Lehre als Mechaniker. 1927 beginnt er, bei Motorradrennen zu starten, 1931 gewinnt er die deutsche Bergmeisterschaft für Seitenwagenmaschinen. Zwei Jahre später wird er Mechaniker in der Mercedes-Rennabteilung und kümmert sich in erster Linie um Luigi Fagiolis Wagen. 1935 nimmt er in Monza als Nachwuchsfahrer bei Testfahrten teil und beeindruckt Rennleiter Alfred Neubauermit seinem Start und seiner Kurventechnik. Am 16.06.1935 startet er auf dem Nürburgring zu seinem ersten Renneinsatz und belegt den fünften Platz. Er entwickelt eine Vorliebe für Hochgeschwindigkeitsstrecken und gewinnt dreimal den Gran Premio di Tripoli und 1937 das AVUS-Rennen. 1939 ist sein erfolgreichstes Jahr mit Siegen in Pau, Tripolis, Belgien und der Schweiz bei den dortigen Großen Preisen, dazu das Bergrennen am Freiburger Schauinsland und das Wiener Höhenstraßenrennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er zunächst mit einem eigenen Veritas Meteor und wechselt 1951 wieder zu Mercedes. Als 1952 die große Zeit des Mercedes 300 SL beginnt, gehört Hermann Lang zusammen mit Rudolf Caracciola, Karl Kling und Fritz Riess zur Werksmannschaft. 1952 gewinnt Lang das Eifelrennen und zusammen mit Riess die 24 Stunden von Le Mans, den Großen Preis von Bern und wird hinter Karl Kling Zweiter bei der Carrera Panamericana. Er ist maßgeblich beim Einstieg von Mercedes in die Formel 1 im Jahr 1954 beteiligt. Nachdem er an dritter Stelle liegend 1953 beim Großen Preis von Deutschland von der Strecke rutscht, beendet er seine aktive Rennfahrerkarriere. 1987 stirbt er im Alter von 78 Jahren in Bad Cannstatt.

 

08.04.1909 - Die nationale Zulassungsbehörde erteilt die Zulassung für den Renault Type AT, einem Rennwagenmodell mit einem leichten, zweisitzigen Aufbau. Angetrieben wird er von einem wassergekühlten Vierzylindermotor mit 7433 ccm Hubraum und 45 PS. Je nach Übersetzung liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 79 bis 114 km/h. Am 26.08.1909 siegt Louis Raffalovitch mit einem Renault Type AT beim 24-Stunden-Rennen von New York.

 

01.05.1909 - In Swakopmund/Deutsch-Südwestafrika vollendet der Deutsche Paul Graetz die erste Durchquerung Afrikas im Automobil. Sein 35-PS-Spezialwagen der Süddeutschen Automobilfabrik Gaggenau GmbH ist mit einem Sonderaufbau des Berliner Karosserieherstellers Neuss versehen. Die 9 500 km lange Reise hat am 10. August 1907 in Dar-es-Salaam/Deutsch-Ostafrika begonnen.

 

01.06.1909 – Mit dem „Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“ vom 03.05.1909 tritt der Vorläufer des deutschen Straßenverkehrsgesetzes in Kraft, mit dem der Reichsgesetzgeber die generelle Gesetzgebungskompetenz im Verkehrsrecht erstmals ausübt. Inhalt ist vorrangig die Regelung der Haftung bei Verkehrsunfällen mit Kraftfahrzeugen, die mit Zunahme der Motorisierung immer dringlicher wird. Das Gesetz enthält aber auch schon einzelne Verhaltensvorschriften im Straßenverkehr.

 

16.06.1909 - Brooklands. Der Engländer W. E. Cook setzt den weltweit ersten gezeiteten Rekord für Motorräder. Er erreichte mit einer NLG (North London Garages) mit einem Peugeot V-Twin-Motor 122,16 km/h.

 

16.07.1909 - Nachdem er seine Firma Horch im Streit mit dem Vorstand verlassen hat, gründet August Horch in Zwickau ein neues Automobilunternehmen. Es trägt den Namen "Audi". Dieser Name ist der lateinische Imperativ Singular von "audire" (dt.: hören, zuhören) und bedeutet "Höre!" oder auch "Horch!". Am 25.04.1910 werden die Audi Automobilwerke GmbH Zwickau in das Handelsregister der Stadt Zwickau eingetragen.

 

24.07.1909 - Das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter meldet am 24. Juli 1909 das Patent Nr. 225555 für ein „Klappverdeck mit Vordach, insbesondere für Motorfahrzeuge“. Diese „Reformkarosserie“ ist damit ein konstruktiver Vorläufer des Cabriolets. Bis zum Zweiten Weltkrieg baut Reutter im Kundenauftrag elegante und luxuriöse Karosserien auf Fahrgestelle fast aller renommierter deutscher Autobauer: Adler, Benz, BMW, Daimler/Daimler-Benz, Dixi, Horch, Maybach, NSU, Opel. Auch ausländische Autoproduzenten lassen Aufbauten für ihre Fahrzeuge bei Reutter herstellen, so u. a. Ansaldo, Austro-Daimler, Bugatti, Buick, Cadillac, Chrysler, Fiat, La Salle. Ab Ende der 1920er-Jahre produziert das Stuttgarter Karosseriewerk verschiedene Wanderer-Karosserien bis zum Wanderer W24, dem ersten Großserienauftrag für die Auto-Union AG. Die Holz-/Stahlgemischtbauweise ermöglicht größere Serien, und so kann Reutter Sonder- und Serienaufbauten für viele Automobilhersteller, allen voran Wanderer, fertigen. 1937 eröffnet man ein Zweigwerk in Stuttgart-Zuffenhausen, hauptsächlich zur Fertigung von Wanderer W24-Karosserien. Insgesamt 900 Beschäftigte bauen bis zu 33 Karosserien am Tag. Zudem entstehen hier ab 1932 auch die ersten Volkswagen Vorläufer (Porsche Typ 12 auf Zündapp-Basis und Typ 32 (NSU)), sowie die Volkswagen-Prototypen der Serie VW 303 und im Jahre 1938 der Serie VW 38. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich eine Partnerschaft mit Porsche für die Herstellung der Sportwagen-Karosserien des Typs Porsche 356. Für über 60.000 Fahrzeuge des legendären Sportwagens baut Reutter von 1950 bis 1963 Coupé- und Cabrio-Karosserien. Immer wieder stellt Reutter Prototypen und Modelle für Porsche auf 356 Basis her; ab 1961 arbeitet man gemeinsam mit dem Zuffenhausener Nachbarn am Nachfolger "T8", der 1963 als "901" auf den Markt kommt und 1964 schließlich in "911" umbenannt wird. Weitere Einzelaufträge der Nachkriegsjahre sind z. B. die Entwicklung der Prototypen BMW 501 und der Umbau des Citroën DS 19 mit einem speziellen Cabrioverdeck. Nach dem Verkauf des Karosseriewerks in Zuffenhausen an Porsche zum 1. Dezember 1963 behält die aus der 1957 in der Schweiz gegründete „Recaro AG“ hervorgegangene „Recaro GmbH & Co.“ (Reutter Carosserie) bis zum Verkauf Ende 1969 ihren Sitz im Stuttgarter Stammwerk in der Augustenstraße. 

 

07.08.1909 - Alice Ramsey ist die erste Automobilistin, die in ihrem Maxwell DA die USA von Küste zu Küste durchquert und am 07.08.1909 in San Franzisco ankommt. Gestartet war sie am 09.06.1909 zusammen mit ihren Schwägerinnen Margaret Atwood und Netti Powell sowie ihrer Freundin Hermine Jahns als Reisegefährtinnen in New York. Ramsey trifft damit drei Wochen später als geplant an der Westküste ein, allerdings steht der Maxwell aufgrund verschiedener Reparaturen und Fahrtpausen an insgesamt 18 Tagen still. An den 42 Fahrttagen legen die vier Damen im Durchschnitt 146 Kilometer täglich zurück. Während der Fahrt muss insgesamt elfmal ein Reifen gewechselt werden. Alle Reifenwechsel werden von Alice Ramsey selbst vorgenommen, auch an den übrigen Reparaturarbeiten wirkt sie wann immer möglich mit. Alice Ramsey wird für ihre fahrerische Leistung gefeiert und als ein Beispiel für die neue Generation emanzipierter Autofahrerinnen hervorgehoben. Maxwell-Briscoe bewirbt angesichts Ramseys Leistung ihren Wagen mit dem Werbespruch „The car for a lady to drive“, dem weder steile Berge, dicker Matsch noch tiefer Sand etwas anhaben könne. Bereits neun Monate später wiederholt Blanche Stuart Scott Ramseys Durchquerung der Vereinigten Staaten.

 

12.08.1909 - Der Indianapolis Motor Speedway wird eröffnet. Der Unternehmer Carl Graham Fisher aus Indiana, selbst begeisterter Rennfahrer, beschäftigt sich seit 1903 mit der "Notwendigkeit einer "Versuchsstrecke von drei bis fünf Meilen". Unterstützt wird er von Frederick E. Moskovics, dem Geschäftsführer des Autobauers Marmon in Indianapolis. Die erste in den Vereinigten Staaten speziell für Autorennen gebaute Rennstrecke wird im August 1909 erstmals benutzt. Die damals mit Schotter und Teer befestigte Fahrbahn verursacht jedoch einige tödliche Unfälle sowohl bei den Fahrern als auch bei den Zuschauern. Das Rennen wird bereits nach der Hälfte der Renndistanz abgebrochen. Fisher lässt daraufhin die Rennstrecke mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen (bricks) renovieren. Am 30. Mai 1911 kann das erste Mal die Indianapolis 500 stattfinden. Der erste Sieger ist Ray Harroun auf Marmon Wasp mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120,060 km/h.

 

10/1909 – Die Firma SA Le Zèbre wird gegründet. Jules Salomon, der später bei Citroën den Typ A entwirft, entwickelt das erste Modell 5 CV mit einem Einzylindermotor mit 601 ccm Hubraum mit einer Bohrung von 85 mm und einem Hub von 106 mm. Der Radstand beträgt 2700 mm und die Spurweite 1000 mm. 1912 folgen zwei Vierzylindermodelle mit 785 und 942 ccm Hubraum. Die Modelle werden in relativ großen Stückzahlen bis 1917/18 produziert. Ab 1923 gibt es ein größeres Modell mit 2000 ccm Hubraum. Am 15.05.1931 wird die Firma infolge eines Konkurs aufgelöst.

 

11.10.1909 - Mit dem Internationalen Abkommen über Kraftfahrzeugverkehr (Pariser Abkommen) werden Nationalitätszeichen im Straßenverkehr festgelegt. Das Deutsche Reich erhält das "D".

 

14.10.1909 - Im emsländischen Lingen wird Bernd Rosemeyer geboren. Nach einer Ausbildung im elterlichen Betrieb macht er erste Erfahrungen als Motorradfahrer. Ab 1930 fährt er Motorradrennen für DKW und NSU. Vier Jahre später nimmt er erstmals mit den „2000 Kilometern durch Deutschland“ an einer Automobilveranstaltung teil und im darauffolgenden Jahr wird er Werksfahrer bei der Auto Union AG in Chemnitz. Er wird einer der besten deutschen Rennfahrer seiner Zeit und 1936 Europameister. Im gleichen Jahr heiratet er die damals berühmte, erfolgreiche Fliegerin Elly Beinhorn. Zusammen sind sie das Vorzeigepaar der Nazis. Rosemeyer ist 1933 der SS beigetreten und bei öffentlichen Auftritten wiederholt mit Hakenkreuzinsignien aufgetreten. Ob er auch einen aktiven Dienst in der SS geleistet hat, ist jedoch nicht belegt. Bei zahlreichen Grand Prix-Rennen steht er ganz oben auf dem Treppchen. Gleichzeitig stellt er mit Rennwagen der Auto Union mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf. Am 25.10.1937 durchbricht er als erster Rennfahrer der Geschichte mit dem Auto Union Typ C die 400 km/h-Schallmauer auf einer öffentlichen Verkehrsstraße. Ein Jahr später stirbt er am 28.01.1938 er bei einem Weltrekordversuch auf der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt. Bei einer Geschwindigkeit von rund 420 km/h wird das Fahrzeug von einer Windbö erfasst. Der Wagen stellt sich quer, überschlägt sich mehrfach. Rosemeyer wird aus dem Wagen in den Wald geschleudert und ist auf der Stelle tot.

 

08.11.1909 - Benz-Werksfahrer Victor Héméry präsentiert auf der neu eröffneten Rennstrecke von Brooklands den Benz 200 PS und stellt einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf: Mit fliegendem Start erreicht er über einen Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 202,7 km/h auf, über die 1/2 Meile lag er bei 205,7 km/h. Später erhält der Wagen einen stärkeren Motor und 1911 erreicht der "Blitzen-Benz" 228,1 km/h. Dieser Rekord wird erst 1919 geschlagen. Fünf Fahrzeuge werden gebaut. Der "Blitzen-Benz" hat einen Vierzylindermotor mit 21.504 ccm und 200 PS.

 

11.12.1909 - Der spätere Motorsportingenieur und Rennleiter John Wyer wird im britischen Kidderminster geboren. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren ist er einer der erfolgreichsten Teammanager im Sportwagensport. Zu Beginn seiner Karriere arbeitet er als Rennleiter bei Aston Martin und ist mitverantwortlich für den Triumph beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1959, als Roy Salvadori und Carroll Shelby im Aston Martin DBR1 den Gesamtsieg einfahren. Drei Siege auf dem Nürburgring beim 1000-km-Rennen in den Jahren 1957, 1958 und 1959 folgen. 1963 wechselt er zu Ford und leitet 1964 die Rennaktivitäten beim 24-Stunden-Rennen von le Mans. Ein Jahr später gründet er sein eigenes Rennteam. 1967 geht das Team noch mit dem Mirage M1, eigentlich ein Leichtgewicht-Ford GT40, noch recht erfolglos an den Start. 1969 folgen jedoch zwei Le-Mans-Gesamtsiege mit Bianchi/Rodríguez 1968 und Ickx/Oliver 1969. Im Jahr darauf beginnt der Siegeszug des Porsche 917. Unter der Leitung von Wyer und mit großer finanzieller Unterstützung von Gulf Oil gewinnt das Team 1970 und 1971 für Porsche die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nach dem Ende der 5-Liter-Formel baut Wyer eigene Rennwagen, die wieder unter der Bezeichnung Mirage an den Start gebracht wurden. 1975 siegen Jacky Ickx und Derek Bell auf einem Gulf GR8 in Le Mans. Es ist der vierte Sieg von Wyer als Rennleiter oder Teamchef bei diesem Rennen. Am Ende des Jahres verkauft Wyer sein Team und trat in den Ruhestand. John Wyers Rennfahrzeuge gingen viele Jahre in der blauorangen Lackierung seines Sponsors Gulf Oil an den Start. Am 08.04.1989 verstirbt John Wyer in Scottsdale

 

1909 - Speziell für den Mittelstand wird von Opel das Modell 4/8 PS gebaut. Der Zweisitzer ist im Vergleich zu anderen Autos dieser Zeit klein und wendig und wird von vielen Ärzten für Hausbesuche benutzt, wodurch er schnell den Spitznamen „Doktorwagen“ bekommt. Der günstige Preis von 3950 Mark macht ihn zu einem sehr erfolgreichen Modell. Der Opel Doktorwagen ist der erste PKW von Opel, der den Opel-Schriftzug auf dem Kühler trägt. Opel wirbt für den Typ 4/8 PS mit Aussagen wie „einfachster Mechanismus“, „leichteste Handhabung“ und vor allem: „ohne Chauffeur zu benutzen“. Der Opel 4/8 PS wird durch einen wassergekühlten Vierzylindermotor mit einem Hubraum von 1029 cm³ angetrieben. Die Leistung beträgt 8 PS. Das Fahrzeug erreicht damit eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Das ist für die damalige Zeit völlig ausreichend. Die schlechten Straßen und fehlende Verkehrsregeln lassen oft gar kein höheres Tempo zu.

 

1909 - In Italien wird in diesem Jahr der Lancia Beta 15/20 HP auf den Markt, in Frankreich stellt Peugeot den kleinen Familienwagen Typ 118 der Öffentlichkeit vor und in den USA gründet Joseph Lowthian Hudson die Hudson Motor Company.  Diese präsentiert den Hudson Model 20, außerdem werden in den USA der Empire Touring und der Wolfe Touring vorgestellt. Mit dem Acme Speedster, dem Alce Six Race Car (American Locomotive Automobile Company) und dem Marmon Wesp werden Rennwagen-Klassiker erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

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